20 Not-Übernachtungsplätze speziell für junge Obdachlose: Das fordern SPD und Grüne in einem Bürgerschaftsantrag. Mit dem niedrigschwelligen Angebot lösen die Parteien ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein. Die Resonanz ist positiv.
Junge Obdachlose schnell von der Straße holen: Das ist das Ziel einer Bürgerschaftsinitiative von SPD und Grünen. Im Rahmen eines zweijährigen Modellprojekts sollen bis zu 20 Übernachtungsplätze speziell für Hilfebedürftige zwischen 18 und 27 Jahren entstehen. „Junge Obdachlose fühlen sich von den bestehenden Angeboten der Wohnungslosenhilfe oft nicht angesprochen und werden von den Hilfen schlecht erreicht“, begründete Mareike Engels, sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, die Initiative. „Sie brauchen jenseits der Notunterkünfte für Erwachsene einen eigenen, geschützten Raum.“
Zwar hat der Senat seine Angebote für junge Wohnungslose in den vergangenen Jahren ausgebaut. Doch fehlt es an leicht zugänglichen Not-Schlafplätzen. Die sollen nach dem Willen von Rot-Grün ab Beginn kommenden Jahres zwei Träger aus der Jugendhilfe bereitstellen, „vorrangig unter Nutzung ihrer bereits bestehenden Einrichtungen oder in Kooperation mit Dritten“, wie es in dem Antrag heißt. Innerhalb von „in der Regel“ sechs bis acht Wochen sollen Fachleute klären, wie und in welcher Einrichtung den jungen Menschen anschließend geholfen werden kann.
Wohlfahrt und Jugendhilfe begrüßen die Pläne. „Wir haben dezentrale Lösungen immer bevorzugt“, sagt Alexis Schnock vom Arbeitskreis Wohnraum für junge Menschen, einem Bündnis von Fachleuten aus der Hamburger Jugendhilfe. „Wichtig ist vor allem, dass die Menschen zur Ruhe kommen“, sagt Schnock, der beim Jugendhilfeträger Hude junge Obdachlose berät. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) spricht von einem „positiven Signal“. Es sei „gut, dass nun Mittel bereitgestellt und ein Zeithorizont festgelegt werden“, so die stellvertretende Geschäftsführerin Sandra Berkling. AGFW und Arbeitskreis fordern seit Jahren eine oder mehrere Notschlafstellen speziell für junge Obdachlose – bislang vergeblich.
Auf Ablehnung stößt weiterhin der Plan der Sozialbehörde, in der neugebauten Obdachlosen-Notunterkunft Pik As ab voraussichtlich 2024 bis zu 72 Plätze für junge obdachlose Männer zwischen 18 und 25 Jahren zu schaffen. „Die meisten Menschen, die zu uns kommen, lehnen das Pik As ab“, berichtet Schnock. „Die fürchten die Begegnung mit Menschen mit langer Straßenkarriere.“ Angesichts der Festlegung der Behörde auf das Pik As spricht der Sozialarbeiter von einer „vertanen Chance“: „Sinnvoll wäre es, das Modellprojekt auszuwerten und daraus ein Angebot zu entwickeln.“
Auch die Grünen wünschen sich perspektivisch einen anderen Standort für die Notschlafplätze als das Pik As – konnten sich in den Verhandlungen mit der SPD aber nicht durchsetzen. Zwar sehe die Planung der Sozialbehörde eine eigene Etage mit separatem Hinterhaus-Eingang vor. „Ich glaube aber nicht, dass diese Diskussion beendet ist“, sagt die Grünen-Abgeordnete Engels und weist auf eine „Lücke“ in der Planung hin: „Langfristig fehlt ein Angebot für junge obdachlose Frauen.“