Spendenaufruf :
Roma-Familie braucht nach Unfall dringend Hilfe

Roxana Luca mit ihrem Lebensgefährten Nicusor (rechts), ihrem Schwager, ihrem Neffen und ihren Kindern im Mai 2015. Foto: Andrei Schwartz

Schrecklicher Unfall auf einer rumänischen Landstraße: Eine 25-jährige Mutter von drei Kindern stirbt, vier weitere Insassen werden schwer verletzt. Filmemacher Andrei Schwartz sammelt Spenden für die verarmte Familie, deren Verwandte in Hamburg betteln.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Mit etwa 150 km/h rast der PKW am Abend des 12. Februar auf der rumänischen Landstraße in den Pferdewagen. Eine 25-jährige Frau stirbt, vier der sieben Insassen werden schwer verletzt. Sie alle stammen aus Namaiesti, einer Roma-Siedlung etwa 120 Kilometer nordwestlich von Bukarest gelegen. Von dort stammen viele der Roma-Bettler auf den Hamburger Straßen, nicht wenige sind Nahverwandte der verunglückten Familie.

Die 25-jährige Roxana Luca, die noch am Unfallort starb, ist Mutter von drei Kindern (6, 7 und 9 Jahre alt). Ihr Lebensgefährte Nicusor Grancea wurde ebenso wie Roxans Mutter Irina und ein Cousin verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus von Cimpulung Muscel transportiert, wo sie notoperiert wurden. Die Mutter der Toten erlitt eine Schädelfraktur und schwebte zuerst in Lebensgefahr. Aufgrund der Schwere der Läsion soll sie in eine Spezialklinik in Bukarest verlegt werden, sobald sie transportfähig ist.

Betteln in Hamburg finanziert den Sarg von Roxana

Roxana Luca wurde auf dem Friedhof im benachbarten Ort Valea Mare bestattet. Ein sogenanntes Armenbegräbnis, da die ganze Familie de facto mittellos ist. Nur durch die finanzielle Hilfe der Nachbarn und einiger der „Hamburger Bettler“ und eines kleinen Obolus des dortigen Bürgermeisters konnte der Sarg und das Grab angezahlt werden.

Für den Rest mussten sie sich verschulden. Bis auf ihren Lebensgefährten Nicusor, der entgegen dem Rat der Ärzte das Krankenkaus auf eigenes Risiko verließ, konnte keine der verletzten Verwandten an der Bestattung teilnehmen. Nach Aussage der Nachbarn sahen die drei Kinder von Roxana beim Begräbnis ziemlich zerlumpt aus.

Hamburger Kirchengemeinde sammelt Kleiderspenden

Mit Hilfe einer Spende von Mitgliedern der Hamburger Kirchengemeinde St. Wilhelm sowie der Eltern der katholischen KiTa St. Wilhelm, die zusätzlich in einer Spontanaktion Kinderkleidung sammelten, konnte in der Woche darauf den Kindern Winterkleidung und das allernötigste an Lebensmitteln organisiert werden. Das reicht aber nur für die nächsten Wochen aus, speziell in Hinblick auf den Schulbesuch der zwei älteren Kinder.

Namaiesti im Jahr 2015. Foto: Andrei Schwartz

Ich kannte die Familie von Roxana und Nicusor seit meinem ersten Besuch in Namaiesti im Mai 2015. Die beiden waren die ersten, mit denen ich damals Kontakt aufnahm. Die Fotos stammen aus dieser Zeit. Das Paar gehörte zu den Ärmsten in Namaiesti und bewohnte zusammen mit den drei Kindern ein kleines Zimmer im Haus der Schwiegereltern, diese Kammer diente ihnen auch als Küche.

Da sie, wie alle Bewohner in Namaiesti, kein Ackerland besitzt und die örtlichen Industriebetriebe nach der Wende zugemacht haben, musste die fünfköpfige Familie von den knapp 100 Euro im Monat überleben, die sie als Sozialhilfe und Kindergeld bezogen. Ab und zu verdiente Nicusor mit seinem Pferdewagen etwas im Wald dazu. Viel kann es nicht gewesen sein, da dort viele der Bewohner traditionell solche Gefährte besitzen, so dass die Nachfrage nicht allzu groß sein kann. Ich weiß nicht wie der Vater jetzt die Kinder großziehen wird, da diese Einnahmequelle, der Pferdewagen, beim Unfall komplett zerstört wurde.

Keine Verdienstmöglichkeiten im Winter

Während der Erntezeit können einige der Roma bei den Bauern vom vorderen, rumänischen Teil des Dorfes tageweise anheuern. Knapp 10 Euro und eine Mahlzeit ist die übliche Bezahlung für einen Tag. Auch bei der Freilegung  von Entwässerungsgräbern entlang der Hauptstraße in die Bezirkshauptstadt Piteşti verdienen sie das gleiche. Die einzige relativ sichere, wenn auch nicht üppige Einnahmequelle im Sommer ist das Sammeln von Steinpilzen in den umliegenden Wäldern. Aber ansonsten ist es ziemlich mau in Namăiesti und im Winter ist absolut nichts los, so dass die Hälfte der Bewohner durchgehend irgendwo in Europa unterwegs ist.

Spendenkonto

Kontoinhaberin: Rechtsanwältin Alexandra Elek, IBAN: DE45200505501238148447, BIC: HASPDEHHXXX, Hamburger Sparkasse, Verwendungszweck: „Hilfe für die verunglückte Familie Luca“.
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Andrei Schwartz
Der Filmemacher arbeitet an einem Dokumentarfilm über rumänische Bettler in Hamburg