Fünf Falten seiner Seele mit Heine und Chopin: Zu seinem 50. Bühnenjubiläum lässt Rezitator Lutz Görner es mit einem mehrtägigen Festival richtig krachen. Mit klassischer Dichtung, musikalischer Begleitung und Kinderprogramm tritt er auch in Hamburg auf.
Der berühmteste Rezitator deutscher Lyrik geht auf Jubiläumstour. 50 Jahre ist es her, dass Lutz Görner erstmals auf einer Bühne stand. Damals war er 17 Jahre alt und gab den ersten Jäger in Schillers „Wallensteins Lager“ bei einer Schulaufführung. Er blieb der Bühne treu. Nach dem Abitur studierte er Germanistik Und Theaterwissenschaft, dazu Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie. Er ging dann ans Theater, wollte Intendant sein, der erste Mann am Hause. Er wurde Schauspieler, Bühnenarbeiter, Requisiteur, Dramaturg und Regieassistent in Köln, München und Hamburg – und hatte bald keine Lust mehr. „Weil die Leute, mit denen ich zusammen war, mir einfach nicht genügten und das viele Gequatsche und Diskutieren mir auf die Nerven ging.“
Zum Rezitator wurde er auch, weil merkte, „dass es reizvoll ist, immer vorn auf der Bühnenmitte zu stehen und Monologe ins Publikum zu sprechen.“ Bald fand er auch ein Thema für seine Monologe. Im Januar 1975 trat er erstmals mit seinem Programm zum deutschen Dichter Heinrich Heine auf. Seitdem macht er nichts anderes. Hat auf etlichen kleinen und großen Bühnen des Landes längst nicht nur Heine rezitiert. Er schwelgt, wispert, faucht und ächzt mit und über Tucholsky, Brecht und Goethe.
Zum 50. Jubiläum seines ersten Bühnenauftritts geht Görner auf ganz große Tour: In 20 Städten tritt er 2012 und 2013 mit einem mehrtägigen Programm auf, das er „Lutz Görner – Das Festival“ nennt. Immer Mittwochs bis Sonntags gastiert er in einer Stadt. Er startet mit „Heine: Deutschland – ein Wintermärchen“, fährt mit „Goethe liebt“ fort, behauptet Freitags „Ich lache nie“ und rundet das Fest mit „Chopin“ am Samstag, wobei ihn eine Pianistin begleitet, und „Balladen für Kinder“ am Sonntag ab.
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Die Zusammenstellung ist ein Best of von Görners Bühnenleben. „Diese fünf Programme“, sagt der 67-Jährige „entsprechen den fünf Falten meiner Seele: der politischen, der liebenden, der lustigen, der musikalischen und der kindlichen“. Da sei für jeden etwas dabei: „Da kann sich jeder aussuchen, was er am liebsten hören will. Oder jemand ist so verrückt wie ich auch und findet alle schön und kommt fünf Mal.“
Die Jubiläumsfestivals sind alles andere als eine Abschiedstour: Ans Aufhören denkt Lutz Görner nach 50 Jahren auf der Bühne und bald 40 Jahren als Rezitator nicht. „Es ist eine Gnade, dass ich mich mit so wunderschönen Dingen wie Gedichten und Musik beschäftigen darf und damit meinen Lebensunterhalt verdiene.“
Text: Beatrice Blank
Foto: privat
Lutz Görner – Das Festival, Theatersaal der Klosterschule, Westphalensweg 7, Mi, 5.9 – So, 9.9. Mi – Sa je 20 Uhr, So 11 Uhr. Eintritt: Mi – Fr je 15 Euro, Sa 21 Euro, So 12 Euro. Tickets und mehr Infos unter www.rezitator.de