Neu im Kino :
„Push“ fordert das Menschenrecht auf Wohnen

UN-Sonderberichterstatterin Leilani Farha kämpft dafür, dass das Recht auf Wohnen ein Grundrecht wird – zum Beispiel in New York City. Foto: Janice d'Avilla

Sollte Wohnen ein Menschenrecht sein? Der schwedische Filmemacher Fredrik Gertten und seine Protagonistin Leilani Farha finden: Auf jeden Fall! Ihr Dokumentarfilm „Push“ läuft ab Donnerstag in den Kinos.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Es gibt eine Vokabel bei mir und meinen Freunden für all die neuen Siedlungen im Hamburger Speckgürtel: Wüstenrotstrafgefangenenkolonie. Kleine Grundstücke, Häuser die unterschiedlich aussehen, aber irgendwie alle gleich sind. Autowaschen am Samstagvormittag. Danach der Baumarktbesuch als Tageshöhepunkt.

Nicht mit uns. Wir wohnen ja mitten in Hamburg. Kneipen vor der Tür. Restaurants ums Eck. Das macht arrogant. Oder vielleicht auch einfach nur trotzig. Denn zu Jubel und Trubel gesellt sich leider immer weniger Heiterkeit. So gern wir uns die Sache schönreden: Bei der monatlichen Mietzahlung haben mittlerweile selbst Besserverdienende einen dicken Kloß im Hals.

Gar nicht witzig: Wer nicht das Glück hat, von seinen Eltern irgendwann vor Jahrzehnten in eine Genossenschaft eingekauft worden zu sein (Danke Papi für Deinen Weitblick), der kann sich ein Wohnen mittendrin einfach nicht mehr leisten. Altenpfleger, Feuerwehrleute, Busfahrer – für die Menschen, ohne die eine Stadt nicht funktioniert, funktioniert die Stadt als Lebensort immer weniger.

Erklärungen für ein weltweites Phänomen

Woran das liegt, zu was das führen kann und welche Alternativen es geben könnte, das zeigt der schwedische Filmemacher Fredrik Gertten im Film „Push – das Grundrecht auf Wohnen“. Zusammen mit verschiedenen Protagonisten sucht er nicht nur verschiedene Erklärungen für ein mittlerweile globales Phänomen, sondern formuliert auch zusammen mit Leilani Farha, UN Sonderberichterstatterin den klaren politischen Aufruf, das Recht auf bezahlbares urbanes Wohnen zu einem Menschenrecht zu machen und damit zu schützen.

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Dabei kommen nicht nur (Noch-)Bewohner von hippen Städten wie Barcelona, London oder Berlin-Kreuzberg zu Wort, sondern eben auch Großinvestoren, Wirtschaftsprofessoren, Kriminalisten und Soziologen. Der Film blickt hinter die Fassade und ist dabei in der Argumentation auch mal sperrig. So habe die Entvölkerung ganzer Stadtteile oft so viel mit Gentrifizierung zu tun, wie ein Taschendiebstahl mit Cum-Ex-Geschäften.

Gertten zeigt Extreme. Geldwäsche mit Immobilien, 80 Prozent Leerstand, verwaiste Viertel. Das muss er als Dokumentarfilmer. Denn Übertreibung macht anschaulich. Und schlechte Laune. Genau wie ein Blick in die Online-Immobilienportale. Als Alternative bleibt die Wüstenrotstrafgefangenenkolonie, Sehnsucht und ein flottes Hafenbild über dem Sofa.

Push im Kino

„Push“ startet am Donnerstag, den 6. Juni, in den deutschen Kinos. Bereits am Mittwoch davor zeigt das Abaton ihn um 19.15 Uhr in einer Preview mit einer Diskussion zwischen dem Architekten Christoph Winkler und dem Stadtteilpolitiker Klaus Lübke (SPD) von der Veddel. Die Zeise Kinos in Ottensen zeigen den Film am Montag, den 17. Juni in Kooperation mit der HafenCity Universität. Zu Gast ist Stadtplanerin, Stadtsoziologin und Gentrifizierungsexpertin Ingrid Breckner.
Autor:in
André Schmidt
André Schmidt geht seit Jahren für Hinz&Kunzt ins Kino: Seine Kolumne erscheint in jedem Monatsmagazin. Er arbeitet in der PR-Branche.

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