An der Kersten-Miles-Brücke wurden die Spuren der Proteste am Wochenende längst beseitigt. Doch Hamburger bringen neue Blumen und Aushänge. Blogger berichten ständig über Schreibers Zaun, und bei Youtube gibt es die ersten Anti-Zaun-Videos.
„Klar dass solche Leute Markus Angst machen“, rappt Holger Burner. Und weiter: „Der Zaun muss weg. Und Schreiber auch.“ Mit den ersten Protestsongs gegen den Zaun an der Kersten-Miles-Brücke setzt sich der kreative Widerstand gegen die Umbaumaßnahmen an der beliebten Platte an der Helgoländer Allee fort. „Ihr bekämpft nicht Armut, ihr bekämpft nur die Armen“, findet Rapper Captain Gips.
Viele hundert Hamburger haben bereits am vergangenen Wochenende ihre Empörung zum Ausdruck gebracht: Rund 1250 Personen zogen nach dem Heimspiel des FC St. Pauli vom Heiliggeistfeld zur Kersten-Miles-Brücke. Aufgerufen zur Demonstration hatten Fans des Fußballvereins unter dem Motto „Markus Schreiber abschreiben“. Die Hamburger Polizei begleitete die Demonstration mit 960 Polizisten.
Mit Blumen und Kränzen brachten am Samstag mehrere hundert Hamburger ihre Empörung über den Umbau und die Vertreibungspolitik Schreibers zum Ausdruck. Sie machten die Kersten-Miles-Brücke zu einem Ort der Trauer um Nächstenliebe, Toleranz und Offenheit für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Veranstalter Frank B. wertet die mehrstündige Mahnwache als Erfolg: „Wir haben genau das erreicht, was wir wollten: Wir haben Aufmerksamkeit erregt und sind friedlich geblieben.“ Er hofft, dass das nur der Anfang für eine öffentliche Diskussion über Ausgrenzung ist. „Das soll keine einmalige Solidaritätsaktion gewesen sein, sondern der Beginn für einen Diskurs.“
Zu einer „Kunstaktion gegen Ausgrenzung“ hatten Mitglieder der Partei Die Linken am Sonntag aufgerufen. In großen roten Lettern wurde das Wort „Ausgrenzung“ angebracht.
Bisher ist unsicher, ob im Winter ausreichend Unterkünfte für Obdachlose zur Verfügung stehen werden. Auch dafür, wünscht sich Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, müssen die Hamburger jetzt einstehen. Über das Engagement gegen die Vertreibungspolitik des Bezirks Mitte sagte er: „Wir freuen uns sehr über den Einsatz vieler Hamburger. Der Zaun muss weg!“ Wichtig sei aber, den Protest nicht darauf zu beschränken.
Der Zaun sei ein Symptom für die mangelhafte Wohnungs- und Wohnungslosenpolitik in der Stadt. „Wir brauchen dringend mehr und menschenwürdige Unterkünfte für die, die in Hamburg kein Dach über dem Kopf haben.“
Fotos: BEB/SOL/momos-gartenlaube.de