Sex sells – aber was treibt die Menschen um, die ihren Körper verkaufen? Bei einer Fachtagung über Prostitution wird versucht, in Filmen, Workshops und Vorträgen Antworten auf diese Frage zu geben. Nicht nur Experten, auch interessierte Laien sind eingeladen.
So kann man das also auch sehen: „Sexarbeit ist kreativer Ausdruck meiner autonomen Persönlichkeit.“ Diese Aussage stammt von einer Frau, die ihren Körper verkauft. Und sich trotzdem oder gerade deswegen als selbstbestimmt erlebt.
Es ist die Protagonistin des Kurzfilms „Under The Red Umbrella“. Die Stuttgarter Regisseurin Julia Ostertag hat sie porträtiert. Und gibt in ihrem 15-minütigen Dokumentarfilm Einblicke, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft zu kurz kommen. Denn Prostituierte begegnen uns medial zumeist als übersexualisierte Projektionsfläche oder ausgebeutetes Opfer.
Der Film läuft bei einer Fachtagung über Prostitution vom 9. bis 10. Mai an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW). Fachleute, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit sind eingeladen, über „Sexarbeit im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Sozialer Arbeit“ zu diskutieren. Es geht darum, wie sich Sexarbeit emanzipiert und professionalisiert. Und es geht auch darum, wie Hilfeeinrichtungen die Frauen unterstützen können.
Denn: Auch wenn Prostitution in Deutschland seit zehn Jahren eine legale Dienstleistung ist: Gleiche Rechte haben Sexarbeiterinnen deswegen noch lange nicht. In St. Georg etwa wird ihnen seit Jahresbeginn durch eine Kontaktverbotsverordnung quasi ein Arbeitsverbot erteilt. Freier können mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro belegt werden, wenn sie Kontakt zu Sexarbeiterinnen rund um den Hanspaplatz aufnehmen. Statt die Frauen zu kriminalisieren sollte man sie unterstützen, um so ihre Chancen auf Selbstbestimmung zu erhöhen, fordert die Hilfeeinrichtung Ragazza, die sich um drogenabhängige Prostituierte kümmert.
Bei den Workshops wird dieses Thema aufgegriffen: Es geht um „Straßenprostitution im Wandel“, „Mädchen zwischen Macht und Moral“ und die besonderen Probleme, denen sich transsexuelle Sexarbeiterinnen ausgesetzt sehen. Für die Auftaktveranstaltung am Mittwoch mit Vorführung der Kurzfilme ist der Eintritt frei. Für die kostenpflichtigen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich bei martina.jeschke@haw-hamburg.de
Und wer sich weitere Filme zum Thema ansehen möchte, kann sich schon einmal den Termin für das „1. Hamburger Sex Arbeit Film Fest“ merken: Es findet vom 8. bis 10. Juni im Centro Sociale statt.
Text: Simone Deckner
Foto: action press
Fachtagung zu Prostitution im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Sozialer Arbeit
9. Mai, Auftaktveranstaltung, 18.30 Uhr, Berliner Tor 21, Aula und Foyer
„Struktureller Wandel in der Prostitution“, Vortrag von Dipl. Soziologin Christiane Howe, Technische Universität Berlin, um 21.30 Uhr startet das Kurzfilmprogramm. Eintritt frei
10. Mai, Tagung mit Workshops, ab 9 Uhr, Alexanderstraße 1
Programm, Eintritt: 20/5 Euro (Studierende)