Vor und während des G20-Gipfels lädt die St. Pauli-Kirche abends zum Nachbarschafts-Picknick ein. An einer langen Tafel kann gemeinsam gegessen und diskutiert werden: am Mittwoch war Hinz&Kunzt zu Gast.
Unten vom Hafen wehen die Beats der Nachttanzdemo „Lieber tanz‘ ich als G20“ herüber, am Himmel kreisen Polizei-Hubschrauber, Hundertschaften eilen durch die Straßen. Hier, im Garten der St. Pauli Kirche herrscht hingegen Ruhe. „Wir wollen hier einen Kontrapunkt in der Nachbarschaft schaffen“, sagt Pastor Sieghard Wilm. Während die ganze Stadt elektrisiert bis genervt ist von dem Gipfel, haben sie im Kirchgarten eine lange Tafel aufgebaut, darauf Weintrauben, Pasta, Falafel und Getränke – ein Ort des Innehaltens.
„Alle an einem Tisch“ lautet dann auch das Motto der Aktion, die noch bis zum 8. Juli allabendlich von 18 bis 20 Uhr stattfindet. Die Gemeinde lädt Nachbarn und Interessiert ein, sich dazu zu setzen, gemeinsam zu essen und zu diskutieren: über Frieden und Gerechtigkeit.
Ort zum Austausch
An jedem Abend berichtet ein anderer Gast darüber, wie der G20-Gipfel sich auswirkt: die Seemannsmission war schon da, Jugendliche werden noch kommen ebenso wie Geflüchtete. Am Mittwoch zu Gast: Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter und politischer Sprecher von Hinz&Kunzt. Er berichtete den Gästen davon, wie das Gipfeltreffen die Obdachlosen in der Stadt betrifft.
Am Mittag musste etwa eine Gruppe Obdachloser ihre Platte an der Kennedybrücke verlassen – wegen G20. Das Besondere: Der städtische Betreiber fördern&wohnen stellt den Obdachlosen für die Zeit des Gipfels eine Unterkunft. „Wir gehen aber davon aus, dass das eine Ausnahme ist“, so Karrenbauer. Viele Obdachlose, die allein in der City Platte machen, wüssten nicht, wohin sie während des Gipfels gehen sollten. Hinz&Kunzt hatte die Stadt schon frühzeitig aufgefordert, rechtzeitig ein Ausweichquartier bereitzustellen.
Alle an einen Tisch
Wo sie während des Gipfels schlafen können, das wussten auch viele Demonstranten anfangs nicht: Die Polizei hatte zunächst in Entenwerder und andernorts Schlafzelte verboten, bevor das Oberverwaltungsgericht dies ausdrücklich erlaubte. Die St. Pauli-Kirche hatte zuvor schon ihren Garten für Camper geöffnet. Am Mittwoch hatte eine kleine Gruppe Pfadfinder ihre Zelte aufgeschlagen. „Vor denen muss niemand Angst haben, das sind Jugendliche, die sich engagieren – eine Jugend, wie man sie sich nur wünschen kann“, sagte Pastor Wilm. Seine Einstellung ist klar: „Der G 20 kommt und geht, wir bleiben in guter Nachbarschaft“.