Paloma-Viertel auf St. Pauli
Kritik und Lob für Neubaupläne

164 ausschließlich geförderte Wohnungen sollen auf dem Areal der ehemaligen Essohäuser entstehen. Visualisierung: SKAI Siemer Kramer Architekten Ingenieure

Das Paloma-Viertel auf St. Pauli wird endlich gebaut. Die Wünsche der Nachbar:innen und ehemaligen Mieter:innen werden wohl kaum noch berücksichtigt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Im neuen Paloma-Viertel auf St. Pauli werden zu 100 Prozent Sozialwohnungen entstehen. Die Quantum Immobilien AG und die städtische Saga werden das Areal noch in diesem Jahr der Bayerischen Hausbau abkaufen und dann „weiterentwickeln“, wie die Stadtentwicklungsbehörde Mitte November bekannt gab. „Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum insbesondere in innerstädtischen Quartieren wie St. Pauli ist angesichts des angespannten Wohnungsmarktes in Hamburg sinnvoll und richtig“, sagt Thomas Krebs, Sprecher des Vorstands SAGA Unternehmensgruppe.

Spätestens im Jahr 2026 soll der Bau beginnen. „Unsere Beharrlichkeit hat sich gelohnt“, sagt Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. „Das Paloma-Viertel wird endlich im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung umgesetzt: Mit bezahlbaren Wohnungen sowie etlichen Möglichkeiten und Räumen für kulturelle Nutzungen.“

Inzwischen mehren sich allerdings kritische Stimmen. Anfang Oktober kündigte die Planbude die Zusammenarbeit mit Bayerischer Hausbau und der Stadt Hamburg auf. Sie war im Auftrag des Bezirks Mitte gegründet worden, um den Stadtteil bei der Planung miteinzubeziehen. „Vor allem die Vereinbarungen zugunsten des Stadtteils scheinen auf der Strecke zu bleiben“, kritisiert jetzt Heike Sudmann von der Linksfraktion. Sie kritisiert, dass unter anderem das Hotel in dem Komplex deutlich größer wird, als ursprünglich geplant. Mithilfe einer Senatsanfrage wollte die Politikerin herausfinden, inwieweit die im städtebaulichen Vertrag vereinbarten Wünsche der Anwohnenden noch umgesetzt werden. Doch aufgrund von „Vertraulichkeitsvereinbarung“ liefert der Senat auf die meisten Fragen keine Antworten.

Was aus den jetzt präsentierten Plänen hervorgeht: Die geplante Quartiersgasse und öffentliche Dachterrassen werden wohl nicht mehr umgesetzt. Sie waren Ergebnis eines mehrere zehntausende Euro teuren Beteiligungsverfahrens, das der Bezirk nach massiven Protesten der Nachbarschaft in die Wege leitete.

Rückblick: Am 14. Dezember 2013 wackelten bei einem Konzert im Keller der Essohäuser die Wände in den oberen Stockwerken. Noch in derselben Nacht mussten alle Bewohner:innen ihre Wohnungen räumen. Der Anfang vom Ende der legendären Wohnhäuser mitten auf dem Kiez. Wenige Wochen später rückten die Abrissbagger an.

Fünf Jahre zuvor hatte die Bayerische Hausbau die Häuser erworben. Als deren Abriss- und Neubaupläne 2011 öffentlich wurden, entzündete sich ein Streit. Immer wieder gingen Tausende für den Erhalt der Häuser auf die Straße.

Sie konnten den Abriss nicht stoppen, aber erreichten, dass der Bezirk ein bis dato einmaliges Beteiligungsverfahren startete. In aufwendigen Befragungen der Nachbarschaft entwickelte ein Büro den sogenannten St.Pauli-Code, der jetzt offensichtlich nicht mehr in seiner ursprünglichen Form umgesetzt wird.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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