Studie zu Obdachlosigkeit :
So viele Menschen leben in Deutschland auf der Straße

Sozialarbeiter der Caritas suchen Obdachlose auf ihren Schlafplätzen auf. Foto: Mauricio Bustamante

Das Bundessozialministerium hat erstmals erhoben, wie viele Menschen in Deutschland auf der Straße und in verdeckter Wohnungslosigkeit leben. Darunter sind auch junge Menschen und Kinder.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Erstmals gibt es eine amtliche Zahl, wie viele Menschen hierzulande obdachlos sind: 37.400 Menschen leben in Deutschland derzeit auf der Straße. Dazu kommen laut der Studie aus dem Bundessozialministerium rund 49.000 Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit, die etwa dauerhaft bei Bekannten auf dem Sofa schlafen.

Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit seien in der Regel jünger als Menschen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben. Der Altersdurchschnitt liegt bei 35 Jahren. Auffällig ist, dass unter den verdeckt Wohnungslosen zwischen 18 und 21 Jahren ein Großteil Frauen ist, die Studie geht von 80 Prozent aus. Es lebten außerdem rund 1100 minderjährige Kinder und Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern auf der Straße, ungefähr 5500 in verdeckter Wohnungslosigkeit. Rund 90.000 Menschen werden demnach in Deutschland nicht von öffentlichen Institutionen versorgt.

Zwei Drittel haben Gewalterfahrungen gemacht, seit sie wohnungslos geworden sind

Als Gründe für den Wohnungsverlust der Betroffenen gaben 50 Prozent Mietrückstände an, weitere Gründe waren Inhaftierung oder Trennungen. Ein Drittel hat sich bei kommunalen Stellen, beim Jobcenter oder einer Beratungsstelle vor dem Wohnungsverlust um Hilfe bemüht, dies allerdings ohne Erfolg. „Die Ergebnisse verweisen auf Optimierungsbedarfe bei der Verhinderung von Wohnungslosigkeit“, schreiben die Autor:innen der Studie.

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Zwei Drittel der Menschen haben Gewalterfahrungen gemacht, seit sie wohnungslos geworden sind, bei verdeckt Wohnungslosen seien es etwa die Hälfte. Insbesondere Frauen sprachen in der Befragung von sexualisierter Gewalt.

Bislang gab es nur Schätzungen

Eine amtliche Erhebung von Wohnungs- und Obdachlosen hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohungslosenhilfe jahrelang gefordert. Bislang behalf sich der Verband mit eigenen Hochrechnungen – und kam zuletzt auf rund 45.000 Menschen, die im ganzen Jahr 2020 auf der Straße lebten. Die BAGW selbst sieht in der Studie eine Bestätigung ihrer eigenen Einschätzung, in der Studie allerdings den Anteil der anerkannten, wohnungslosen Geflüchteten eher unterrepräsentiert.

Geschäftsführerin Werena Rosenke sagt, nun sei die Umsetzung dieser Erkenntnisse wichtig: „Wir hoffen sehr, dass die Bundesregierung entsprechende Maßnahmen zur Wohnraumversorgung wohnungsloser Haushalte und zur Verhinderung von Wohnungsverlusten in ihrem Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 umsetzt.“

Autor:in
Anna-Elisa Jakob
Anna-Elisa Jakob
Ist 1997 geboren, hat Politikwissenschaften in München studiert und ist für den Master in Internationaler Kriminologie nach Hamburg gezogen. Schreibt für Hinz&Kunzt seit 2021.

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