Schon wieder ist ein Obdachloser am helllichten Tag angegriffen worden. Der 50-Jährige hatte sich am Sonntagnachmittag auf St. Pauli zum Schlafen in den Park Fiction gelegt, als ein Mann begann, ihn mit brennenden Papierschnipseln zu bewerfen.
Wie die Polizei mitteilt, zielte der Tatverdächtige dabei auf die Unterhose des Obdachlosen – das einzige Kleidungsstück, das der 50-Jährige am Leibe trug. Anschließend habe er dem Schlafenden Geld und Zigaretten aus dessen Rucksack gestohlen. Der Obdachlose bemerkte offenbar nichts davon.
Ein Zeuge, der die Vorfälle beobachtet hatte, alarmierte daraufhin die Polizei. Als die eintraf, habe der 35-jährige Tatverdächtige dem Obdachlosen das gestohlene Geld wieder zugeworfen, berichtet die Polizeipressestelle. Die Beamten nahmen den Angreifer dennoch fest, inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft. Wie das Opfer auf die bedrohliche Situation reagierte, konnte die Pressestelle nicht beantworten.
Zweiter Brandanschlag auf einen Obdachlosen innerhalb von acht Tagen
Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Brandanschlag am Sonntag um 13:44 Uhr – ein Zeitpunkt, an dem sich bei schönem Wetter für gewöhnlich viele Menschen am Park Fiction aufhalten. Ob weitere Zeugen auf den Angriff reagierten, ist der Polizei jedoch nicht bekannt.
Erst acht Tage zuvor wurdem einem anderen Obdachlosen die Haare angezündet, als er mitten im Trubel des Hafengeburtstags auf einer Parkbank an den Landungsbrücken schlief. In diesem Fall läuft die Suche nach dem Täter noch. Die Polizei fahnde weiterhin nach Hinweisen, sagte eine Sprecherin. Derzeit werde Bildmaterial ausgewertet. Es gebe noch keine neuen Erkenntnisse.
„Es muss doch möglich sein, für alle Obdachlosen eine sichere Unterkunft zur Verfügung zu stellen.“– Stephan Karrenbauer, politischer Sprecher Hinz&Kunzt
„Da fehlen einem wirklich die Worte, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer zu dem neuerlichen Vorfall. „Es muss doch möglich sein, für alle Obdachlosen eine sichere Unterkunft zur Verfügung zu stellen.“ Immerhin sei es diesmal gelungen, den mutmaßlichen Täter festzunehmen. „Gott sei Dank ist die Polizei in diesem Fall so schnell eingeschritten“, sagt Karrenbauer.
Offenbar aufgrund eines früheren Ermittlungsstandes berichteten andere Medien, das Gewaltopfer sei kein Obdachloser gewesen. Die Polizei bestätigt jedoch gegenüber Hinz&Kunzt, dass er Mann keinen festen Wohnsitz habe. Auf Nachfrage der Beamten habe er keine Wohnadresse, sondern die Anschrift einer diakonischen Einrichtung angegeben.