Seit 1. November läuft das städtische Winternotprogramm. Die begehrten Containerplätze sind bereits alle vergeben.
Innerhalb eines Wochenendes leben in Hamburg 453 Menschen weniger auf der Straße. Was wie eine sensationelle Erfolgsmeldung klingt, ist allerdings nur die Bilanz zum Start des Winternotprogramms. Während die Temperaturen sich nachts dem Gefrierpunkt näherten, suchten bislang 354 Obdachlose Schutz in den beiden städtischen Großunterkünften Dort dürfen sie allerdings nur bis morgens um 9.30 Uhr verweilen. Anschließend schicken die Mitarbeitenden sie zurück auf die Straße, bis um 17 Uhr die Notunterkünfte erneut öffnen. Eine Regelung, die Hinz&Kunzt und andere Fachleute aus der Obdachlosenhilfe seit Jahren kritisieren.
Laut letzter offizieller Zählung aus dem Jahr 2018 leben in Hamburg mindestens 1910 Menschen auf der Straße. 700 zusätzliche Übernachtungsplätze stellt die Stadt wie vergangenes Jahr für die kalten Monate bereit. In der Vergangenheit aber schilderten Nutzer:innen Hinz&Kunzt gegenüber immer wieder ein angespanntes Klima in den beiden Großunterkünften. Viele Obdachlose meiden die Unterkünfte deswegen.
Mehr als 200 Obdachlose spekulierten daher darauf, einen der begehrten Plätze in Ein- oder Zweibett-Wohncontainern zu erhalten. Die stehen meist auf Grundstücken von Kirchengemeinden, die Platzvergabe fand Ende Oktober statt. Anders als in den Großunterkünften können die Bewohner:innen hier die Tür hinter sich schließen und zur Ruhe kommen. Zudem kümmern sich meist Gemeindemitglieder um die Schutzsuchenden. Das Problem: Seit Jahren nimmt die Zahl der Containerplätze ab und liegt inzwischen bei nur noch 99.
Bei der Vergabe in der Tagesaufenthaltsstätte in der Bundesstraße musste am 30. Oktober das Los entscheiden. Mehr als 100 Obdachlose gingen leer aus – die Enttäuschung war riesig, ein polnisches Schimpfwort und der Ausruf „Katastrofa“ dominierten die Gespräche auf dem Weg zurück auf die Straße.