Unter der Kennedybrücke waren die Obdachlosen ganz offiziell geduldet. Doch jetzt hat die Polizei sie zur Räumung aufgefordert. Das sagt Bezirksamtsleiter Droßmann zu der Aktion.
Seit Jahren duldet der Bezirk Mitte die Obdachlosen unter der Kennedybrücke an der Alster – mit offiziellem Segen von Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD). Sogar eine Feuerstelle hat er ihnen neben der Brücke errichten lassen. Die Absprache mit den wechselnden Bewohnern war klar: Wenn ihr hier keinen Dreck macht, dürft ihr bleiben.
Doch in der vergangenen Woche bekamen die aktuellen Bewohner der drei Zelte Post, zugestellt vom Polizeikomissariat 11: Aufforderung zur Räumung. Weil sie gegen das Hamburger Wegegesetz verstoßen, sollten sie die Brücke bis vergangenen Freitag verlassen. „Sollten Sie dieser Weisung nicht Folge leisten, werden gegen Sie unverzüglich nach Fristablauf Zwangsmaßnahmen eingeleitet“, steht dort in mehreren Sprachen.
Zwar erschien zum Räumungstermin um 10 Uhr weder Polizei noch Ordnungsamt, doch inzwischen sind alle Zelte weg. Am Dienstag habe die Stadtreinigung zwei zurückgelassene Zelte entfernt, heißt es aus dem Bezirksamt. Wo die Bewohner sind, ist unbekannt. Die Polizei begründet die Räumung mit einem „Generationenwechsel“ unter der Brücke – die Bewohner, mit denen es eine Absprache gab, seien schon lange nicht mehr da. War es das also mit der Platte unter der Kennedybrücke?
Droßmann: „Duldung hat jahrelang gut funktioniert“
Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) gibt Entwarnung: „Ich sehe keinen Grund, die Duldung zu beenden, wenn die Bewohner sich an den Minimalkonsens halten“, sagt er gegenüber Hinz&Kunzt. „Das hat jahrelang gut funktioniert und wir sind zuversichtlich, dass das auch weiterhin funktioniert.“ Allerdings müsse die Fläche unter der Brücke, auf der die Zelte standen, dringend saniert werden. „Ich hoffe, dass wir das zum Ende des Winternotprogramms hinbekommen“, sagt Droßmann.
Denn Ende des Monats schließen die städtischen Notunterkünfte für Obdachlose wieder. Dann könnte es wieder voll werden unter der Kennedybrücke.