Auf die katastrophalen Situation der Obdachlosen machten etwa 200 Mitarbeiter aus der Wohnungslosenhilfe aufmerksam. Im Rathaus tagte die Bürgerschaft. Koalition kündigt an, dass der Senat in zwei Wochen über ein Hilfsprogramm abstimmen wird.
Etwa 200 Mitarbeiter aus der Wohnungslosenhilfe demonstrierten am Donnerstag in der Innenstadt vor Beginn der Bürgerschaftsitzung. Aufgerufen zu dem Protestmarsch hatte das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot. Die Frustration unter den Mitarbeitern ist groß. Aufgrund der Wohnungsnot gelingt es ihnen kaum noch Menschen aus den städtischen Unterkünften in Wohnungen zu vermitteln. Zudem ist die Notunterkunft Pik As seit Wochen überfüllt. Schutz suchende Obdachlose müssen die Mitarbeiter regelmäßig abweisen.
„Das muss ein Ende haben“, sagte Dirk Hauer von der Diakonie bei der Abschlusskundgebung am Jungfernstieg. „Öffentliche Unterbringung kann Wohnen nicht ersetzen. Nichtsdestotrotz brauchen obdachlose Menschen schnell ein Dach über den Kopf.“ Unter die Demonstrationsteilnehmer hatten sich auch Obdachlose wie Hinz&Künztler Ferenc gemischt. Der gebürtige Ungar hatte den Winter mit seinem Hund Ricky in einem Wohncontainer auf dem Gelände einer Kirchengemeinde verbracht. Seit Ende des Winternotprogramms schläft er wieder auf der Straße. „Ich verstehe nicht, warum ich nicht auch im Sommer dort bleiben kann“, sagt Ferenc. „Ich könnte als Hausmeister in der Kirche helfen und sogar Geld für eine kleine Miete verdienen.“
Aktuelle Stunde in der Bürgerschaft
Im Anschluss an den Protestmarsch tagte nebenan im Rathaus die Hamburgische Bürgerschaft. Eröffnet wurde die Sitzung mit einer sogenannten Aktuellen Stunde zur Situation der Wohnungslosen. Vertreter aller Parteien waren sich durch die Bank einig, dass eine Ausweitung der Hilfsangebote unumgänglich ist. Scharf kritisierten die Oppositionsparteien allerdings das aus ihrer Sicht mangelhafte Engagement des Senats. „Wir Abgeordnete der SPD schauen nicht weg, und der Senat sicher auch nicht“, hielt ihnen Ksenija Bekeris, sozialpolitische Sprecherin der SPD, entgegen. Der Senat werde zur kommenden Bürgerschaftssitzung einen Antrag zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit vorlegen. Unter anderem sollen 200 Wohnungen ausschließlich für vordringlich Wohnungssuchende gebaut werden.
Konkrete Vorschläge, wie den Menschen in Not schon jetzt geholfen werden könnte, waren aus den Reihen der Koalition allerdings nicht zu vernehmen. Und als am späteren Nachmittag aus der Opposition ein Antrag zur Abstimmung vorlag, der nicht mehr als eine empirische Untersuchung zur Situation der Obdachlosen vorsah, wurde dieser kurzerhand abgelehnt.
Text und Fotos: Jonas Füllner