An der Alster
Obdachlose unter der Kennedybrücke vertrieben

Unter der Kennedybrücke fanden jahrelang Obdachlose Schutz. Foto: LG

Das Bezirksamt Mitte hat nach jahrelanger Duldung den Obdachlosenschlafplatz unter der Kennedybrücke an der Alster geräumt. Grund waren angeblich Sicherheitsbedenken.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Eine der am längsten bestehenden Obdachlosen-Platten in Hamburg ist Geschichte: Das Bezirksamt Mitte hat den Schlafplatz unter der Kennedybrücke an der Alster Ende Mai räumen lassen. Dabei hatte es über viele Jahre einen Deal zwischen Bezirk und Plattenbewohner:innen gegeben, die ganz offiziell dort geduldet wurden – obwohl das Übernachten in Parkanlagen eigentlich verboten ist. Der frühere Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) hatte sich persönlich dafür stark gemacht und den Obdachlosen sogar eine Grillstelle neben der Brücke errichten lassen.

Nun sind die Zelte unter der Brücke verschwunden. Aus Sicht des Bezirksamts haben die dort schlafenden Menschen den Bogen überspannt, es ist von „erheblichen Ausweitungen, die von der ursprünglichen Duldung abwichen“ die Rede. Weitere Zelte und Grills seien aufgestellt und große Mengen Papier gesammelt worden, erklärte eine Bezirkssprecherin gegenüber Hinz&Kunzt. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer habe deshalb zu Jahresbeginn die Sorge geäußert, dass die Kennedybrücke bei einem Feuer stark beschädigt werden könnte und den Bezirk zur Räumung aufgefordert. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit sei „die Räumung solcher Zeltlagerstätten unabdingbar“, teilte der Landesbetrieb auf Hinz&Kunzt-Anfrage mit. Die Polizei befürchte zudem „Nachahmungstaten“.

Bevor die Räumung durchgesetzt wurde, hat der Bezirk sich nach eigenen Angaben um Alternativen für die Bewohner:innen bemüht. Es seien mehrfach Sozialarbeiter:innen unterschiedlicher Anlaufstellen vor Ort gewesen, die auch Ansprüche auf eine städtische Unterkunft geprüft hätten. Auch sei den Obdachlosen eine alternative Fläche als Standort für ihre Zelte angeboten worden – im Philosophenpark zwischen Hauptbahnhof und Kennedybrücke. Diese sei aber wegen des Publikumsverkehrs dort abgelehnt worden. Als das Amt am 27. Mai zur Räumung anrückte, hätten die Bewohner:innen ihren Schlafplatz bereits verlassen gehabt, erklärte die Sprecherin.

Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Früher Laufer, heute Buchholz. Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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