Dauerhafte Temperaturen um den Gefrierpunkt reichen nicht für eine ganztägige Öffnung des Hamburger Winternotprogramms aus. Das hält die Diakonie für lebensgefährlich.
Trotz Dauerkälte bleiben die Hamburger Notunterkünfte für Obdachlose tagsüber geschlossen. Eine Sprecherin des Betreibers Fördern & Wohnen teilte auf Hinz&Kunzt-Anfrage mit, dass die Öffnungszeiten grundsätzlich bei den herrschenden Wetterverhältnissen nicht ausgeweitet werden. Dass die Temperaturen in den kommenden Tagen maximal 1 Grad erreichen sollen, reicht nicht aus – Obdachlose, die nicht als besonders vulnerabel eingeschätzt werden, müssen die Einrichtungen jeden Morgen verlassen. Derzeit nutzen etwa 600 Menschen das Winternotprogramm.
Die Hamburger Diakonie hatte am Donnerstag gefordert, die Notunterkünfte wegen des Wetters ganztägig zu öffnen. Das Leben der obdachlosen Menschen in Hamburg sei durch Schnee und Frost gefährdet, sagte Diakonie-Sozialexperte Dirk Hauer dem evangelischen Pressedienst epd. Die Lebensbedingungen auf der Straße führten dazu, dass bereits einfache Virusinfektionen tödliche Folgen haben könnten, ergänzte der Arzt Hans-Heiner Stöver aus dem Diakonie-Zentrum für Wohnungslose in der Eimsbütteler Bundesstraße.

„Als Arzt rate ich bei grippalen Infekten normalerweise dazu, sich auszuruhen, warm zu halten, viel zu schlafen und zu trinken“, sagte er. Dadurch würden sich gefährliche Komplikationen wie Lungen- oder Herzmuskelentzündungen und im schlimmsten Fall plötzliches Herzversagen vermeiden lassen. Für Obdachlose sei das unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich.
Fördern & Wohnen erweitert die Öffnungszeiten der Unterkünfte erst ab Wetterwarnstufe 2 des Deutschen Wetterdients (DWD). Für Freitag hat der DWD die Warnstufe 1 wegen Glättegefahr und leichtem Frost ausgegeben. Warnstufe 2 wäre erst bei strengem Frost unter -10 Grad, überfrierender Nässe oder mehr als 5 Zentimeter Schneefall in 6 Stunden erreicht.