Erst in zwei Wochen öffnet die Stadt das Winternotprogramm für Obdachlose, obwohl die Temperaturen sich nachts bereits jetzt dem Gefrierpunkt nähern. Für Menschen, die draußen schlafen, ist das lebensgefährlich.
Gefährlich kalt wird es nachts schon jetzt in Hamburg – das Winternotprogramm für Obdachlose beginnt aber erst am 1. November. Im Oktober sanken die Temperaturen bereits auf Werte nur knapp über dem Gefrierpunkt. „Auf der Straße übernachten ist damit jetzt schon lebensgefährlich“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Die Stadt muss auch vor dem November dafür sorgen, dass niemand erfriert, weil er auf der Straße schlafen muss.“
Deswegen fordert Hinz&Kunzt, das Winternotprogramm früher als bislang geplant zu öffnen. „Zumindest das ehemalige Verlagsgebäude von Gruner + Jahr sollte vorzeitig geöffnet werden, um Schutz vor der Kälte zu bieten“, sagt Karrenbauer. Rund 350 Menschen hätten dort Platz. „Das wäre das Mindeste, was die Stadt jetzt für die frierenden Obdachlosen tun kann“, sagt Karrenbauer.
Auch die Linkspartei fordert den Senat auf, die Türen des Winternotprogramms „sofort“ zu öffnen. „Die Notlage der Obdachlosen verschärft sich unabhängig vom Kalender und der eingeplanten Öffnung des Winternotprogramms“, sagte die Bürgerschaftsfraktionsvorsitzende Cansu Özdemir. Sie habe Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter der Sozialbehörde „alle Hände voll zu tun“ hätten, um Flüchtlinge angemessen unterzubringen. „Aber die Stadt muss sich um alle Menschen in Not kümmern.“
Sozialbehörde: Öffnung vor November nicht möglich
Laut Sozialbehörde ist jedoch mit einem Erfrierungsschutz vor dem 1. November nicht zu rechnen. „Die Vorbereitungen des Winternotprogramms sind noch nicht abgeschlossen, weshalb eine vorzeitige Öffnung nicht möglich ist“, sagt Behördensprecher Marcel Schweitzer.
Ab November will die Stadt dann bis zum März 850 zusätzliche Notübernachtungsplätze anbieten. Von 17 Uhr abends bis 9 Uhr morgens werden Obdachlose dort dann Schutz vor der Kälte finden. Tagsüber müssen sie die Unterkünfte nach bisherigen Planungen jedoch wieder verlassen.
CDU will Winternotprogramm auch tagsüber öffnen
Das Winternotprogramm auch tagsüber zu öffnen, fordert deswegen die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft. Obdachlose Menschen sollten die Möglichkeit bekommen, „sich auch tagsüber aufzuwärmen und auszuruhen“, heißt es in einem Antrag an die Bürgerschaft. „Die bisher zur Verfügung stehenden Tagestreffpunkte reichen hierfür bei weitem nicht aus.“
Ob sie sich die Christdemokraten mit ihrem Antrag durchsetzen können, wird sich in der Sitzung des Sozialausschusses am 3. November zeigen. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Obdachlosen im Winternotprogramm auch tagsüber einen Rückzugsraum hätten, in dem sie vor Kälte geschützt sind“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer.
Text: Benjamin Laufer
Foto: Dmitrij Leltschuk