Studie zu Wohnungslosen :
Noch schlechter dran dank Pandemie

Das Wohnungslosenzentrum der Hamburger Diakonie. Foto: Mauricio Bustamante

Die ohnehin prekäre Lebenssituation von Menschen ohne Wohnung in Deutschland hat sich seit 2018 weiter verschlechtert. Das liegt laut einer neuen Studie auch an der Pandemie.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Menschen ohne eigene Wohnung in Deutschland geht es immer schlechter: 30,6 Prozent der Betroffenen beurteilten ihre Lebenslage im vergangenen Jahr als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ – 2,6 Prozent mehr als 2018. Das geht aus einer aktuellen Studie der Alice Salomon Hochschule Berlin in Kooperation mit dem Evangelischen Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe e.V. (EBET) und der Diakonie (hier als PDF) hervor.

Besonders betroffen sind obdachlose Menschen, die auf der Straße leben: 41,6 Prozent schätzen ihre eigene gesundheitliche Situation 2021 überwiegend als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ ein. Die Studie führt dies auch darauf zurück, dass in der Pandemie deutlich weniger niedrigschwellige Angebote für diese Gruppe zur Verfügung standen. „Die Coronapandemie hat ganz offensichtlich die sowieso schon prekäre Lebenssituation wohnungsloser Menschen noch verschärft“, heißt es dazu.

Wohnungslose
Die Unterkunft wird zum Dauerzustand
Gut 10.000 Menschen in Hamburg leben seit mehr als fünf Jahren in städtischen Unterkünften. Betroffen sind vor allem Zugewanderte, die in Wohnungen leben dürften, aber wegen des angespannten Marktes keine finden. Die Linke fordert mehr Anstrengungen vom Senat.

„Die Ergebnisse der Studie stützen unsere Forderung, wohnungslosen Menschen angemessene Unterkünfte anzubieten, erst recht in Pandemiezeiten“, sagt Jens Rannenberg, Vorsitzender des EBET. „Wohnungslose Menschen brauchen möglichst schnell eine Wohnung, einen dauerhaften, mietrechtlich abgesicherten Wohnraum“, fordert er.

Bei der Studie wurden insgesamt rund 1000 wohnungslose Menschen in 69 Einrichtungen der diakonischen Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe in Deutschland befragt. Der Großteil von ihnen Männer (77,2 %) im Alter zwischen 30 und 59 Jahren (62,7 %). 79 Prozent der Befragten stammen aus Deutschland, 12 Prozent aus sonstigen EU-Ländern.

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

Weitere Artikel zum Thema