Eine neue Statistik des Arbeitsministeriums zeigt: Jeder sechste Hamburger arbeitete 2014 für einen Niedriglohn von unter zehn Euro. Bundesweit ist es sogar jeder fünfte. Besonders schlimm ist es im Gaststättengewerbe.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Hamburg sogar noch relativ gut dar: 15,5 Prozent der hiesigen Arbeitnehmer haben 2014 einen Niedriglohn von unter 10 Euro brutto in der Stunde erhalten. Das sind weniger als in allen anderen Bundesländern, wie aus aktuellen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums hervorgeht. An der Spitze steht Mecklenburg-Vorpommern mit 35,5 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt ist jeder fünfte Arbeitnehmer davon betroffen. Insbesondere in ostdeutschen Bundesländern ist der Anteil hoch. Und: Mehr Frauen als Männer erhalten einen Niedriglohn.
Ob 35 oder 15 Prozent – die Zahl der schlecht bezahlten Arbeiter ist viel zu hoch. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert deswegen die Bekämpfung des Niedriglohnsektors. „Jeder sechste arbeitet in dieser Stadt für einen Stundenlohn von unter zehn Euro und das in Hamburg mit seinen teuren Lebenshaltungskosten“, beklagt Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger.
Es müssen dringend Maßnahmen gegen prekäre Beschäftigung getroffen werden.– DGB-Vorsitzende Katja Karger
„Diese Zahl zeigt, wie dringend Maßnahmen gegen prekäre Beschäftigung getroffen werden müssen.“ Arbeitgeber forderte Karger auf, „die Tarifflucht zu beenden“ und ihren Beschäftigten Tariflöhne zu zahlen. „Das ist der wirksamste Schritt gegen Mini-Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen.“
Laut DGB erhalten in Hamburg besonders Minijobber (62 Prozent) und Menschen ohne Berufsausbildung (46 Prozent) einen Niedriglohn. Insbesondere das Gastgewerbe beschäftige mit 61 Prozent der Arbeitnehmer besonders viele Niedriglöhner. „Wir brauchen ein grundlegendes Reformkonzept bei den Minijobs und noch mehr Anstrengungen, um Menschen für Jobs umfassend zu qualifizieren“, kommentiert Karger dies.
Arbeitsministerium: Mindestlohn schützt vor Dumpinglöhnen
Das Bundesarbeitsministeriums betont auf Anfrage von Hinz&Kunzt, dass sich die Daten aus der Zeit vor Einführung des gesetzlichen Mindestlohns stammen. Zwar liege dieser mit ab Januar 2017 8,84 Euro pro Stunde unter der Niedriglohngrenze von 10 Euro. Dennoch würde er die Situation von Geringverdienern verbessern, sagte ein Sprecher: „Sein formuliertes Ziel ist es, Beschäftigte im Niedriglohnsektor vor Dumpinglöhnen zu schützen und die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verringern, die trotz Vollzeitbeschäftigung auf Sozialleistungen angewiesen sind.“