Die Bekämpfung der Obdachlosigkeit in der EU sieht deren Sozialkommissar Nicolas Schmit auf einem guten Weg. Damit noch mehr passiert, seien auch die Bürger:innen gefragt.
Der Sozialkommissar der Europäischen Union ruft Bürger:innen auf, Druck auf die Politik auszuüben, damit mehr gegen Obdachlosigkeit getan wird. „Wenn die Bürger verlangen, dass diesen Menschen geholfen wird, wird die Politik vielleicht noch energischer handeln“, sagt er im Interview mit Hinz&Kunzt, das in der Dezember-Ausgabe erscheint. Dass Obdachlosigkeit zu einer reellen politischen Frage geworden sei, sei auch dem Europaparlament und vielen NGOs zu verdanken. Dennoch gebe es noch viel zu tun, meint der Luxemburgische Sozialdemokrat: „Wir sehen die Obdachlosen, wir sehen aber auch an ihnen vorbei – das ist nicht normal, da muss etwas geschehen.“
Mit Blick auf das vom Europaparlament und nun auch von der Ampel-Koalition ausgegebene Ziel, Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden, sagt Schmit: „Ich bin Optimist und würde sagen, dass wir in den nächsten Jahren mehr Anstrengungen unternehmen werden. Natürlich kann man nicht einfach beschließen, dass es ab 2030 keine Obdachlosigkeit mehr gibt.“ Die Politik müsse aber alles dafür tun, dieses Ziel zu erreichen. „Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen, die obdachlos sind, wieder auf eigenen Füßen stehen und ein ‚normales‘ Leben führen können. Außerdem müssen wir präventiv handeln, damit weniger Menschen in Obdachlosigkeit fallen.“
In der Dezember-Ausgabe
Zum Inhalt.
Die Wohnungsnot und die Entwicklung der Mieten in vielen Teilen Europas bezeichnet der Sozialkommissar als „zentrale Probleme“, die die EU-Staaten durch Regulierung des Wohnungsmarktes bekämpfen sollten. „So wichtig Mindestlöhne auch sind – wenn gleichzeitig die Preise auf dem Wohnungsmarkt explodieren, dann kann ich mir damit keine Wohnung mehr leisten. Das ist skandalös“, sagt Schmit. „Wir haben aus dem Wohnungsmarkt einen spekulativen Markt gemacht. Wir brauchen mehr Wohnungen, durch private und öffentliche Investitionen.“