Der Plan ist ehrgeizig, aber auch notwendig: 1000 zusätzliche Plätze für Wohnungslose und Flüchtlinge will die Innen- und Sozialbehörde kurzfristig schaffen. Das funktioniert aber nur, wenn Anwohner keinen Einspruch gegen die neuen Einrichtungen erheben.
Die Innen- und Sozialbehörde wollen 1000 Plätze zusätzlich für Flüchtlinge und Wohnungslose schaffen. Die Bezirke seien darüber bereits informiert worden, so Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Auch die angepeilten Standorte sind schon aufgelistet worden. Eimsbüttel, Harburg und Wandsbek müssen allerdings noch zusätzliche Standorte benennen. Hintergrund ist die steigende Zahl von Flüchtlingen seit August. „Die Stadt ist jetzt darauf angewiesen, dass die Bürgerinnen und Bürger zusammenstehen“, so der Appell des Sozialsenators.
Seit August ist es eng geworden in der Zentralen Erstaufnahme für Asylbewerber. Monatlich kommen nicht mehr 80, sondern 300 Flüchtlinge in die Sportallee. Auch in den Folgeeinrichtungen, die wie die Unterkünfte für Wohnungslose von fördern und wohnen betrieben werden, ist alles belegt. Insgesamt leben in 53 Einrichtungen derzeit 8400 Flüchtlinge und Wohnungslose. Deswegen stehen die Innenbehörde und die Sozialbehörde unter Druck. So sehr, dass die Flüchtlinge in der Sportallee schon in Zelten schlafen mussten.
Immerhin haben die Behörden jetzt schnell gehandelt: In der Schnackenburgsallee wird für 300 Menschen ein Containerdorf errichtet. Gegenüber der Zentralen Erstaufnahmestelle an der Sportallee wurde ein Bürogebäude dazugemietet. Die behördenübergreifende Arbeitsgruppe hofft, dann insgesamt 250 Menschen unterbringen zu können.
Hinz&Kunzt begrüßt es, dass neue Unterkünfte eröffnet werden. „Wir erwarten, dass auch Obdachlose aus dem überfüllten Winternotprogramm davon profitieren werden“, sagte Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Allerdings dürfen Großunterkünfte nur zeitlich begrenzt sein Außerdem wäre es wünschenswert, schon bei Öffnung einer neuen Unterkunft eine Gruppe von Anwohnern und Ehrenamtlichen einzubinden, um die Mitarbeiter vor Ort zu unterstützen und ständig mit den Bürgern im Stadtteil im Dialog zu stehen.“ Wichtig, so Karrenbauer, sei es, dass rechtzeitig Anschlussperspektiven entwickelt werden und die Bewohner der Unterkünfte in einem absehbaren Zeitraum in eigene Wohnungen ziehen können.
Dossier: Wohnungsnotstadt Hamburg
Text: Birgit Müller
Foto: Dimitrij Leltschuk