Die Räumung stand kurz bevor. Doch jetzt haben sich Zomia und der Bezirk Altona doch noch geeinigt: Die Zomianer wollen Wilhelmsburg gen Holstenkamp verlassen. Und der Bezirk sucht eine Fläche, auf der die Gruppe dauerhaft bleiben kann.
Eigentlich sollte die Bauwagengruppe Zomia bis zum vergangenen Donnerstag die Fläche in Wilhelmsburg verlassen haben. Der Bezirk Mitte kündigte andernfalls die Räumung an. Stattdessen trafen die Zomianer sich mit Vertretern des Bezirksamts Altona und der Bezirksversammlung. Gespräche am Donnerstag und am Freitag führten am Wochenende zu einer Einigung der Beteiligten.
„Wir ziehen nach Altona“, sagte Bauwagenbewohnerin Marie zu Hinz&Kunzt. Doch von einer befriedigenden Lösung könne keine Rede sein. Die Gruppe Zomia fühle sich unter Druck gesetzt. Im Gespräch mit Bezirksamtsvertretern habe es geheißen „Wenn ihr nicht umzieht, werden in ganz Hamburg keine Plätze mehr geprüft.“ Das Bezirksamt Altona bestätigte eine solche Aussage nicht, wohl aber den geplanten Umzug der Gruppe auf die Fläche im Holstenkamp in Altona-Bahrenfeld, die als Ausweichquartier schon länger im Gespräch ist.
„Auf dem Holstenkamp ist Zomia erstmal geduldet“, sagte Kerstin Godenschwege, Sprecherin des Bezirksamts Altona. Als dauerhafter Bauwagenplatz eignet sich das Gelände nicht. Laut Zomia ist die Fläche zu klein, auch sei nicht geklärt, wie und wo die Bewohner sanitäre Anlagen benutzen könnten.
Zomia: „Wir haben Wut im Bauch“
Das Bezirksamt Altona und die Fraktionen in der Bezirksversammlung versichern „ernsthafte Verhandlungen über das Finden eines dauerhaften Platzes in Altona“. Man gehe davon aus, bis Mitte Januar einen solchen Platz zu finden. Wenn Zomia einer Fläche zustimmt, darf die Gruppe diese dauerhaft bewohnen. „Wir werden dann einen mehrjährigen Vertrag schließen“, sagte Godenschwege. Gerade erst habe man die Verträge mit zwei anderen Bauwagengruppen in Altona an der Gaußstraße und am Rondenbarg bis 2015 verlängert.
Monatelang hatte sich die Zomia-Gruppe gesträubt, den Platz am Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg (Bezirk Mitte) zu verlassen, den sie vor rund einem Jahr bezogen hatten. Dass sie es jetzt doch tun, kommt für die Zomia-Gruppe einer Niederlage gleich. „Wir haben Wut im Bauch darüber, dass einer wie Markus Schreiber (Bezirksamtsleiter Mitte, Anm. d. Red.) sagen kann: ,Ich will keinen Bauwagenplatz‘ und dann wird das gemacht“, sagte Marie von Zomia. Sie sei sicher, dass „der Platz auch in zehn Jahren noch leer steht“. Zu der Enttäuschung über den Ausgang des politischen Tauziehens kommt aber auch ein persönlicher Verlust: „Wir sind in Wilhelmsburg zuhause. Wir haben uns da eine Heimat aufgebaut. Und jetzt müssen wir weg.“
Text: Beatrice Blank
Foto: Kathrin Brunnhofer