Streit um Pacht :
Zomia-Umzug verzögert sich

Nebenan im Beach-Club  ist schon ordentlich was los. Aber da, wo die Bauwagen von Zomia stehen sollte, herrscht Leere. Dabei wollten die Zomianer längst in die Schanze gezogen sein. Doch noch wird gestritten: vor allem über die Höhe der Pacht.

Plakat da, Zomia (noch) nicht. Zum 1. Juli sollen die Bauwagenbewohner aber nun endlich auf die Brammer-Fläche ziehen können.

Die Bauwagengruppe Zomia geht davon aus, dass sie zum 1. Juli auf die Brammer-Fläche im Schanzenviertel ziehen kann. Diesen Termin hat das Bezirksamt Altona bestätigt. Politiker des Bezirks hatten der Bauwagengruppe aus Wilhelmsburg im Februar Asyl angeboten, nachdem die Gruppe von ihrem alten Platz vertrieben worden war. Auch die Finanzbehörde geht von diesem Starttermin aus. Ihr gehört das Grundstück.

Die Finanzbehörde verlangt hundertmal so viel Pacht wie Zomia zahlen will

Feierlaune herrscht bei den rund 15 Bauwagenbewohnern trotzdem nicht. Sie wären am liebstem schon längst vor Ort. Noch im Februar hieß es, sie müssten „nur wenige Wochen“ warten. Doch erst nach Verkündung des Umzugsangebots stellte man in der Finanzbehörde fest, dass die Fläche noch bis Ende Juni an ein Abschleppunternehmen verpachtet ist. Die Zomianer sind sauer über„das Datenchaos und Desinteresse“. Strittig ist vor allem ein Punkt: die Höhe der Pacht. Während sich die Zomianer eine Pacht ähnlich der eines Schrebergartens (durchschnittlich 300 bis 500 Euro im Jahr) vorstellen können, habe die Finanzbehörde in einem ersten Vorschlag die Pacht für einen Gewerbebetrieb (rund 30.000 Euro jährlich) angesetzt. Die Bauwagenbewohner wiesen das Angebot brüskiert als „astronomisch hoch“ zurück.

Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker, der keine konkrete Zahl nennen will, argumentiert: „Auch bei Bauwagen-Nutzungen wird die Miethöhe für das betreffende Grundstück grundsätzlich nach dem Bodenwert auf Grundlage der planerischen Ausweisung ermittelt. Das bedeutet: je höherwertiger das Grundstück, desto teurer ist es auch.“ Unbestritten handelt es sich bei der Brammer-Fläche um ein „Sahnestück“ mitten in der Schanze. Wenn sich die Stadt da mal nicht verspekuliert …

Das Bezirksamt Altona hält sich raus

Stricker betont jedoch, man sei der Bauwagengruppe „bereits sehr weit entgegengekommen.“ Angestrebt werde ein Preis, der sich im Rahmen vergleichbarer Bauwagenplätze bewegt. Am Bauwagenplatz in der Gaußstraße etwa zahlen die Bewohner 103 Euro kalt. Auch für Zomia war noch im Februar vom Bezirk ein ähnlicher Preis angestrebt worden. Bereits vor vier Wochen haben die Zomianer der Finanzbehörde deshalb ein günstigeres „Gegenangebot“ gemacht. Reaktion bislang: keine. „Da ist momentan träges Stillschweigen“, so Zomianer Simon.

Funkstille erstaunlicherweise auch im Bezirksamt. „Herr Warmke-Rose hat sich per E-Mail für nicht mehr zuständig und verantwortlich erklärt, weil ja die Finanzbehörde nun was mit uns zu klären hätte“, sagt Zomianer Simon über den parteilosen Bezirksamtsleiter. Enttäuschung macht sich breit. „So sieht kein ehrlicher Umgang mit Menschen aus, denen im Bezirk ein neues Zuhause zugesagt wurde.“ Bezirksamtssprecherin Kerstin Godenschwenge verweist auf die laufenden Gespräche in der Finanzbehörde.

Schon seit November 2010 suchen die Zomianer ein Zuhause, idealerweise „mit Bio-Toiletten, einer Photovoltaik-Anlage und Gemeinschaftsräumen“.  Ewig warten wollen sie aber auch nicht. Wenn sich nicht bald etwas bewegt, so die Bauwagenbewohner trotzig, „schauen wir uns halt nach anderen gut geeigneten Orten um.“

Text und Foto: Simone Deckner

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