13 leere Wohnungen trotz Wohnungsmangel auf St. Pauli – ist das Zweckentfremdung ? Das wirft die Initiative Esso-Häuser der Bayerischen Hausbau vor, die den Gebäudekomplex am Spielbudenplatz ohnehin am liebsten abreißen würde.
Der Streit um die Esso-Häuser am Spielbudenplatz geht in die nächste Runde: Gerade erst hatte die Initiative Esso-Häuser bemängelt, dass der Hausbesitzer großflächig Bretterverschläge an den Fassaden angebracht hatte – um die Bewohner vor herabfallenden Mörtel zu schützen, sagt der. Es werde der Eindruck vermittelt, für die Bayerische Hausbau sei der Abriss des Häuserkomplexes auf St. Pauli bereits beschlossene Sache, sagt die Initiative. Der Immobilienkonzern will auf dem Gelände der Esso-Häuser neue Gebäude errichten, die Anwohner-Initiative wehrt sich dagegen.
Jetzt werden die Mühlen der Justiz bemüht. Die Initiative hat die Bayerische Hausbau beim Amt für Wohnraumschutz angezeigt, weil in den Häusern 13 Wohnungen leer stehen – trotz akutem Wohnungsmangel auf St. Pauli. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier auf kaltem Wege eine Entmietung der Häuser stattfindet“, sagte ein Sprecher der Initiative. Außerdem hatte die Bayerische Hausbau in einer der Wohnungen eine Mietersprechstunde abgehalten – für die Initiative eine „widerrechtliche Zweckentfremdung von Wohnraum als Gewerberaum“.
Bei der Bayerischen Hausbau ist man augenscheinlich genervt von den andauernden Aktivitäten der Initiative Esso-Häuser. „Nicht zum ersten Mal“ seien bei deren Äußerungen „Polemik und Wahrheit nicht im Gleichgewicht“, sagte Unternehmenssprecherin Sabine Hagn auf Nachfrage zu Hinz&Kunzt. Es sei nicht korrekt, dass die leerstehenden Wohnungen nicht vermietet würden. Der „verhältnismäßig geringe Leerstand“ in den Esso-Häusern sei durch Auszüge im vergangenen Jahr entstanden. „Anfragen von Mietinteressenten, die wir laufend erhalten, prüfen wir selbstverständlich“, so die Sprecherin. Wenn die Zahlung der Miete durch Einkommensnachweise gesichert sei, würden die Wohnungen auch vermietet. Die Mietersprechstunde würde zudem zukünftig in einem Büro stattfinden, das gerade hergerichtet werde.
Tatsächlich verbietet das Hamburgische Wohnraumschutzgesetz einen Leerstand von mehr als sechs Monaten. Sollten sich die Vorwürfe der Initiative bestätigen, droht der Bayerischen Hausbau ein Bußgeld. Die Anzeige ist beim Amt für Wohnraumschutz eingegangen und wird jetzt geprüft. Das allerdings sei „ein bisschen aufwendig“, sagte eine Behördensprecherin zu Hinz&Kunzt. Es müsse der Nachweis erbracht werden, dass die Wohnungen seit mehr als sechs Monaten leer stehen. Zeigt sich ein Vermieter nicht kooperativ, werden die Wohnungen von Mitarbeitern der Behörde besichtigt – ein halbes Jahr später wird dann überprüft, ob sie noch immer leer stehen.
Text: Benjamin Laufer
Bild: Initiative Esso-Häuser