Der mit 400 Personen größte Standort des Winternotprogramms entsteht derzeit im Münzviertel. Auf einer Pressekonferenz kritisierten die Initiativen vor Ort, dass der Senat sie erneut vor vollendete Tatsachen stellt.
„Die Obdachlosen sind Teil des Münzviertels, was wir kritisieren ist das Vorgehen der Stadt“, sagt Günter Westphal von der Stadtteilinitiative Münzviertel. Wieder einmal habe der Senat zuvor nicht mit den Anwohnern des Quartiers am Hauptbahnhof gesprochen. Wieder einmal habe man vorhandene Ideen ignoriert und stattdessen „von oben herab“ Tatsachen geschaffen, sagte Westphal am Freitag auf einer Pressekonferenz lokaler Initiativen kurz vor Beginn des Winternotprogramms am 1. November.
In der Münzstraße eröffnet der mit 400 Personen größte Standort des diesjährigen Winternotprogramms. Von einer „Hochkonzentration, die natürlich Auswirkungen aufs Viertel hat“, sprach Eva Lindemann von der Stadtmission hoffnungsorte hamburg. Sie übte scharfe Kritik daran, dass die Menschen im Winternotprogramm tagsüber auf die Straße geschickt werden: „Es ist auch nach 9 Uhr noch kalt. Man kann auch tagsüber erfrieren.“
Mehr als reinen Erfrierungsschutz bieten
Die Tagesaufenthaltsstätte „Herz As sei mit der großen Anzahl von Menschen überfordert, „die tagsüber durchs Viertel laufen“. Die Duschsituation sei schon jetzt „eine Katastrophe“. Lindemann forderte die Stadt auf, mehr Sozialarbeiter einzustellen sowie eine zusätzliche Tagesaufenthaltsstätte zu eröffnen. Das Winternotprogramm müsse über den reinen Erfrierungsschutz hinausgehen. Rahel Puffert, die im Werkhaus obdachlose Jugendliche betreut, schloss sich der Forderung an: „Die Menschen sind nur müde und erschöpft, wir brauchen mehr Betreuungsangebote.“
„Wie in den zurückliegende Wintern werden wir es erleben, dass ganze Familien im Münzviertel und darüber hinaus im Freien schlafen“, sagte Manuel Meuer vom Kollektiven Zentrum (koZe). Die Bewohner des Münzviertel hätten seit 2011 gezeigt, dass sie die Unterbringung Wohnungsloser unterstützen, aber „eine Massenunterbringung von 400 Obdachlosen mit unterschiedlichsten Problemlagen lehnen wir ab.“
In der Vergangenheit hatte es zwei massive Polizeieinsätze im koZe gegeben, die unter anderem mit Abrissarbeiten für das Winternotprogramm begründet wurden. Es sei „eine weitere Provokation, dass von den 90 Container nun etwa 30 unmittelbar vor dem koZe-Gebäude aufgestellt wurden“, so Meuer. Tatsächlich erheben sich die Container nur wenige Meter entfernt wie eine riesige Mauer. (s. Foto).
Aus Sicht des koZe-Vertreters werden „obdachlose Menschen instrumentalisiert“, um sich des ungeliebten Zentrums zu entledigen. Man werde sich „selbstständig für die Betroffenen engagiere, ohne Vertreter der Stadt.“
Text+Foto: SIM