Christine Gräfin zu Rantzau vom Auktionshaus Christie’s versteigert Kunst für Hinz & Kunzt
(aus Hinz&Kunzt 143/Januar 2005)
Er ist in London gefertigt, handgedrechselt aus Ebenholz. Wenn dieser Hammer fällt, wird es teuer. Und je teurer, desto besser. Zumindest für Christiane Gräfin zu Rantzau, die von Berufs wegen preistreibend wirken muss. Seit gut 20 Jahren ist sie in Hamburg für das Auktionshaus Christie’s tätig. Am 24. Januar unterstützt die Gräfin Hinz & Kunzt: Sie leitet die KunztMut-Live-Auktion mit geladenen Gästen.
Die Christie’s-Repräsentanz liegt nur wenige Schritte von der Außenalster entfernt. An den Wänden Plakate von Christie’s-Ausstellungen, in den Regalen die Kata-loge mit dem weinroten Einband. „Wir haben Experten für rund 80 Sammelgebiete und halten weltweit etwa 1000 Auktionen ab“, sagt Gräfin zu Rantzau über das Traditionshaus, dessen Geschichte 1766 in London begann. Versteigert werden Kunstwerke aller Epochen und Regionen, dazu Bücher, Wein, Juwelen, Uhren… Die Gräfin, die zur deutschen Geschäftsleitung von Christie’s gehört, leitete im Dezember etwa eine Möbel-Auktion in Amsterdam.
Dass sie perfekt Englisch spricht, versteht sich von selbst. Enorme Präsenz wird von der Auktionatorin verlangt. Sie weiß über die Werke Bescheid, achtet auf die Stimmung im Saal und trifft den richtigen Ton, damit das Publikum fleißig bietet und nicht auf den Händen sitzen bleibt. Doch auch der diskrete Augenaufschlag eines Interessenten in der zweiten Reihe entgeht ihr nicht. Lockerer sind Benefiz-Auktionen. Da darf’s mal ein Spruch mehr sein, um die Bieter zu animieren. Im Sommer versteigerte Gräfin zu Rantzau Gastgeschenke des Hamburger Senats zu Gunsten der Special Olympics. In der Fischaukti-onshalle leitete sie eine Charity-Auktion für den Jungfernstieg.
Ja, die Auktionen sind Glanzlichter. Aber die Hauptarbeit der Christie’s-Repräsentantin geschieht vorher: Kontakte pflegen, Aufträge akquirieren. In Frankfurt einen Kunden besuchen, in München ein Abend-essen organisieren, in Hamburg einen Vortrag halten. Gräfin zu Rantzau zog für Christie’s zum Beispiel ein Renoir-Gemälde an Land, das einen siebenstelligen Dollar-Betrag einbrachte. Das zählt in der Branche.
Was gefällt ihr selbst? „Ich mag die Klassische Moderne und die Moderne“, erzählt sie. „Aber ich mische auch gern und würde durchaus ein Bild aus dem 18. Jahrhundert neben ein zeitgenössisches hängen.“
Die Gräfin, aufgewachsen auf Gut Rastorf in Schleswig-Holstein, hatte in den 70er-Jahren in München Englisch und Französisch studiert. Im dortigen Auktionshaus Neumeister lernte sie dann „von der Pike auf“. 1984 wechselte sie zu Christie’s. Die Auktionatorenlizenz hat sie seit 1999, ihre erste Versteigerung hielt sie in Göppingen bei Stuttgart ab: Märklin-Eisenbahnen. Der erste Teil der Sammlung hatte in London mehr als eine halbe Million Euro gebracht.
Sogar der Hammer einer Auktionatorin kann mal unter den Hammer kommen. So im vergangenen Herbst, als Gräfin zu Rantzau Werke für den Frankfurter Kunstverein versteigerte. Der Hamburger Künstler Andreas Slominski hatte das Auktionswerkzeug selbst zum Kunstobjekt erklärt. Doch die Gräfin, die ihr geschätztes Stück aus Ebenholz behalten wollte, hatte vorgesorgt: Sie war mit einem anderen Hammer ausgerüstet. Ein älterer Herr ersteigerte ihn für den wahrhaften Hammerpreis von 8.000 Euro – ein Holzkasten für die Aufbewahrung inklusive.