Seit Januar haben die Bezirksämter mindestens 63 Obdachlosen-Platten in Hamburg räumen lassen. Da die Daten unvollständig sind, könnte die tatsächliche Zahl der Vertreibungen noch deutlich größer sein. Die Linke fordert bessere Hilfen.
63 Schlafplätze von Obdachlosen haben Hamburgs Bezirksämter in den ersten sechs Monaten dieses Jahres räumen lassen. Das hat der Senat auf Bürgerschaftsanfrage der Fraktion Die Linke mitgeteilt. Zum Vergleich: 2021 dokumentierten die Ämter 107 Platten-Räumungen, 2020 waren es 100.
Die Linke fordert bessere Hilfen: „Wenn Menschen im öffentlichen Raum nächtigen, ist das Ausdruck großer Not“, erklärte die sozialpolitische Sprecherin Stephanie Rose gegenüber Hinz&Kunzt. „Statt der Vertreibung braucht es mehr aufsuchende Sozialarbeit, mehr Einzelzimmer in möglichst kleinen, dezentralen Einrichtungen und mehr Wohnraum für obdach- und wohnungslose Menschen.“
Da die Daten unvollständig sind, könnte die tatsächliche Zahl der Obdachlosen-Vertreibungen noch deutlich größer sein. So dokumentieren die Bezirke Mitte, Nord und Wandsbek nur durchgeführte Räumungen. Wie aus den Zahlen anderer Bezirke jedoch hervorgeht, reicht in den meisten Fällen offenbar schon eine behördliche Ankündigung, um Obdachlose von ihrem Schlafplatz zu vertreiben: In Eimsbüttel wurden 54 von 64 angekündigten Räumungen deshalb „entbehrlich“, in Harburg 67 von 95.
Und der Bezirk Altona teilte dem Senat laut dessen Antwort mit, Räumungen würden statistisch nicht erfasst. Gegenüber Hinz&Kunzt hatte ein Bezirksamtssprecher kürzlich noch erklärt, dieses Jahr seien in Altona bereits sieben Schlafplätze von Obdachlosen geräumt worden.