Mindestens 14 Obdachlose sind seit vergangenem November auf Hamburgs Straßen gestorben. Weitere 35 obdach- oder wohnungslose Menschen verstarben im gleichen Zeitraum, nachdem sie in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren.
Auf Hamburgs Straßen sind mehr Obdachlose gestorben als bislang bekannt. Wie aus der Senatsantwort auf eine Bürgerschaftsanfrage der Linken hervorgeht, starben zwischen April und Oktober sechs Obdachlose im öffentlichen Raum. Vier der vom Senat aufgeführten Todesfälle waren bislang nicht publik geworden. Insgesamt sind somit in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 14 Menschen in Hamburg im öffentlichen Raum verstorben. Weitere 35 starben, nachdem sie in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren, so der Senat.
Die tatsächlichen Zahlen dürften noch höher liegen, da nicht alle Todesfälle auf der Straße öffentlich bekannt werden. Zudem sammeln laut Senat nicht alle Krankenhäuser in Hamburg entsprechende Daten. Da in den Hospitälern wenn überhaupt nur die Todesfälle von Menschen mit dem Ausweiseintrag „ohne festen Wohnsitz“ gesondert erfasst werden, dürften sich darunter sowohl Obdachlose als auch verdeckt Wohnungslose befinden, also etwa Menschen, die zuletzt bei Freunden auf dem Sofa geschlafen haben.
Die neue Zahl der auf der Straße verstorbenen Menschen beruhe auf einer „nicht qualitätsgesicherten Auswertung“ des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, heißt es in der Senatsantwort. In zwei Fällen sei Herzversagen die Todesursache gewesen, in jeweils einem Fall „Atemversagen bei respiratorischem Infekt und chronischer Pneumonie, akute Bronchitis und Ertrinken“. In einem weiteren Fall werde die Todesursache noch untersucht.
„Das Leben auf der Straße macht die Menschen krank“, sagt Jörn Sturm, Geschäftsführer von Hinz&Kunzt. Laut einer Studie von 2018 werden Menschen, die in Hamburg auf der Straße leben, im Durchschnitt nur 49 Jahre alt. Viele der Verstorbenen hätten vermutlich noch Jahre vor sich gehabt, wenn sie nicht in der Obdachlosigkeit hätten leben müssen, so Sturm. „Deshalb fordern wir vom Senat Angebote für die Menschen, die sie annehmen können: Wohnungen oder zumindest kleine, gut geführte Unterkünfte, in denen sie zur Ruhe kommen.“