Hinz&Künztler Matthias :
Ein vielbeschäftigter Freiwilliger

Beim Mietenpolitischen Ratschlag der Linken spricht Hinz&Künztler Matthias Sell zum Thema Wohnungslosigkeit. Foto: Mauricio Bustamante

Beim mietenpolitischen Ratschlag der Linken vernetzen sich am Wochenende parlamentarische und außerparlamentarische Akteure. Mit dabei ist auch Hinz&Künztler Matthias, der sich in Wandsbek politisch engagiert.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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„Aber nicht so viel loben“, sagt Hinz&Künztler Matthias. Ein bisschen muss aber sein. Denn der 60-Jährige engagiert sich im Inklusionsbeirat Wandsbek. Dann zählt er erst mal auf: 23 Mitglieder sind sie, alles Ehrenamtliche aus inklusiven Bereichen, fünfmal im Jahr treffen sie sich zu öffentlichen Sitzungen. Seit 2012 ist Matthias dabei.

Ja, sie haben schon etwas erreicht. Mit einem Einkaufszentrum verhandeln sie gerade über einen einfacheren Zugang für Rollstuhlfahrer. „Aber Barrierefreiheit bezieht sich ja nicht nur auf Rollstuhlfahrer“, sagt Matthias. Und dann erzählt er von taktilen Streifen, an denen sich Blinde orientieren können, und Induktionsschleifen für Hörgeschädigte.

„Ich wurde gefragt: ‚Was machst du jetzt mit der Zeit, in der du früher getrunken hast?‘ Und dann bin ich aufs Ehrenamt gekommen.“– Hinz&Künztler Matthias

Er selbst ist zu 50 Prozent schwerbehindert. Bis vor zehneinhalb Jahren war er schwerer Alkoholiker und depressiv. 2008 dann: Entzug und Therapie. „Die haben mich gefragt: ‚Was machst du denn jetzt mit der Zeit, in der du früher getrunken hast?‘ Und dann bin ich aufs Ehrenamt gekommen“, sagt Matthias, der wegen seiner psychischen Erkrankung nicht mehr arbeiten gehen kann. Unter anderem sitzt er für Die Linke im Bau- und Prüfausschuss in Bramfeld-Steilshoop-Farmsen-Berne, und so kam es, dass er für die Veranstaltung „Mietenanstieg stoppen – Spekulation beenden“ (siehe unten) angefragt wurde. Dort wird Matthias seine Erfahrungen zum Thema „Wohnungslosigkeit beenden“ einfließen lassen. „Ich musste zwar nie unter einer Brücke schlafen“, sagt Matthias, der in den 1990er- Jahren im Auto übernachtete und später im Bodelschwingh-Haus unterschlüpfen konnte. Aber schon damals war es schwierig, eine Wohnung zu finden.

Jetzt muss Matthias aber erst mal los. Denn jeden Mittwoch fährt er einen dementen, alten Herren im Rollstuhl spazieren. Der Mann spricht nicht mehr. „Ich kann nur an seiner Mimik und den Augen ablesen, was er meint. Ja, schwierig … aber das schaffe ich schon.“ Das glauben wir auch.

Mietenanstieg stoppen – Spekulation beenden! 5. Mietenpolitischer Ratschlag der Fraktion Die Linke, Sa, 28.9., 11–17.30 Uhr, Rathaus, Rathausmarkt 1

Artikel aus der Ausgabe:

Norbert zieht um

Liebe Leserin, lieber Leser, Norbert, unser Mann auf dem Titel, ist nicht wiederzuerkennen. Der 39-Jährige hat durch unsere Sozialarbeiterin Isabel Kohler tatsächlich eine Wohnung gefunden. Das ist wie ein Sechser im Lotto. Und die Geschichte passt zur Kampagne #einfachwohnen für Menschen in Not. Damit wollen die Diakonie, die Caritas, Mieter helfen Mietern und Stattbau auf […]

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Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.
Annette Woywode
Chefin vom Dienst für das gedruckte Magazin

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