Die Tafel nimmt in Hamburg niemanden mehr neu auf – dabei gibt es viele Menschen, die auf Lebensmittelspenden angewiesen wären. Wieso Nachhaltigkeit zum Problem für sie wird.
„Die Wartelisten sind lang“, sagt der Geschäftsführer der Hamburger Tafel, Jan Henrik Hellwege. Der Bedarf an kostenlosen Lebensmitteln ist groß, trotzdem könne man keine weiteren Menschen aufnehmen, erklärt Hellwege gegenüber Hinz&Kunzt: „Grund für den Aufnahmestopp sind fehlende Lebensmittelspenden.“ Da Essen teurer geworden sei, suchten viele Menschen vermehrt nach günstigen Lebensmitteln. Die Geschäfte bieten wegen der gestiegenen Nachfrage mehr vergünstigtes Essen an, das zum Beispiel nicht mehr lange haltbar ist, erklärt Hellwege. „Das sind Lebensmittel, die uns vorher gespendet wurden“, sagt er. Die Obst-, Gemüse- und Milchproduktspenden der Supermärkte an die Hamburger Tafel seien um mindestens 30 Prozent zurückgegangen.
„Durch die Kommerzialisierung von Restbeständen sinken die Lebensmittelspenden“, so Hellwege. Als Beispiel für den Markt von übriggebliebenen Lebensmitteln nennt er das Unternehmen „Too Good To Go“. Dort können Nutzer:innen in einer App einsehen, welche Bäckereien oder Lebensmittelgeschäfte in ihrer Nähe unverkauftes Essen übrighaben, das sie am nächsten Tag nicht mehr verkaufen können. Das können sie kurz vor Ladenschluss zum günstigen Preis abholen – und der Tafel entgehen dringend benötigte Spenden.
„Too Good To Go“ macht Tafeln Konkurrenz
Um die Verschwendung von Essen nachhaltig zu reduzieren, brauche es unterschiedliche Ansätze, sagt eine Sprecherin von „Too Good To Go“ auf Anfrage von Hinz&Kunzt. Mit der App könnten Geschäfte auch „haushaltsübliche Mengen und bereits zubereitete Lebensmittel“ anbieten, die sich nicht für eine Spende an die Tafel eignen würden.
Momentan beliefert die Tafel 65 verschiedene Hamburger Einrichtungen wie Suppenküchen, Senior:innentreffs und Orte der Obdachlosenhilfe – auch Hinz&Kunzt. Zudem gibt es in der Stadt 30 große Ausgabestellen, an denen sich Menschen Lebensmittel abholen können, um sie zuhause zuzubereiten. Insgesamt erreiche die Tafel in Hamburg rund 40.000 Menschen pro Woche. Die gute Nachricht für sie: „Die Menschen, denen wir bislang helfen, können sich drauf verlassen, dass wir ihnen weiterhin helfen werden“, sagt Hellwege.