FDP-Chef Christian Lindner beklagt im Interview mit Hinz&Kunzt, dass Hartz-IV-Empfänger*innen von ihren Zuverdiensten zu viel abführen müssen. Seine Forderung: Mehr als die Hälfte sollen sie behalten dürfen.
Für die Mai-Ausgabe von Hinz&Kunzt stellte sich mit Christian Lindner der Spitzenkandidat der FDP für die Bundestagswahl den Fragen von 20 Straßenzeitungen zu seiner sozialen Agenda. Für die aus der Obdachlosigkeit kommenden Verkäufer*innen vertrat er erfreuliche Forderungen. So hält Lindner die Hinzuverdienstgrenzen beim Arbeitslosengeld II für „skandalös ungerecht“. Er mahnte: „Jeder, der einen Euro hinzuverdient, muss mehr als die Hälfte davon behalten können.“ Lindner plädierte auch dafür, dass die Höhe des Minijobs – derzeit 450 Euro – mit der Höhe des Mindestlohns mitwachsen müsse. Andernfalls müssten Betroffene ihre Arbeitszeit reduzieren: „Das bremst Aufstiegschancen.“
Der Abstand zwischen Unvermögenden und Vermögenden sollte laut Lindner nicht mit höheren Steuern für Reiche gemindert werden. Er sehe die größte Ungleichheit bei der Bildung: „Nirgendwo sonst in entwickelten Gesellschaften entscheidet der Zufall der Geburt so sehr über Lebenschancen“, empörte sich der FDP-Politiker und forderte: „Kein junger Mensch sollte die Schule ohne einen Abschluss verlassen.“
„Kein junger Mensch sollte die Schule ohne einen Abschluss verlassen.“– Christian Lindner
Die Basisdaten aller Bürger*innen sollten elektronisch verwaltet werden, findet der Liberale; gerade für obdachlose Menschen ohne Meldeadresse sei dies vorteilhaft. Vorbild ist für ihn Estland: „Dort können Sie Ihre Meldeanschrift genauso leicht wie Ihre Anschrift im Amazon-Account ändern.“ Im Hinblick auf die Erfahrungen mit der Digitalisierung der Verwaltung in der Pandemie sagte Christian Lindner gegenüber Hinz&Kunzt: „Lassen wir Corona das letzte Kapitel im Leben des Faxgerätes gewesen sein!“
In der Mai-Ausgabe
Das ganze Interview mit Christian Lindner finden Sie in der Mai-Ausgabe von Hinz&Kunzt.
Das Interview fand im Rahmen von „20 Straßenzeitungen fragen 5 Spitzenkandidat*innen“ statt. Vor Linder interviewten die sozialen Magazine Robert Habeck (Grüne) und Olaf Scholz (SPD). CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet und „Die Linke“ folgen. Die 20 Medien der Obdachlosen-Hilfe sind: abseits (Osnabrück), Asphalt (Hannover), BISS (München), bodo (Dortmund), die straße (Schwerin), Donaustrudl (Regensburg), draußen (Münster), DRAUSSEN SEITER (Köln), drObs (Dresden), fiftyfifty (Düsseldorf), FreieBürger (Freiburg), Guddzje (Saarland), Hempels (Kiel), Hinz&Kunzt (Hamburg), Jerusalemmer (Neumünster), KARUNA Kompass (Berlin), KiPPE (Leipzig), RISS (Augsburg), Straßenkreuzer (Nürnberg), Trottwar (Stuttgart). Ihre Gesamtauflage beträgt 346.000.