Wohnungsmarkt
Wieso in Hamburg viel mehr Wohnungen leer stehen als angenommen

Hier öffnet niemand die Tür, wenn man klingelt. Foto: pixelio.de/shop. Robert Knecht

20.000 Hamburger Wohnungen standen 2022 leer – statt 2500, wie bislang angenommen. Woran das liegt und wieso der Senat sich noch mehr Leerstand wünscht.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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In Hamburg stehen deutlich mehr Wohnungen leer als bislang angenommen: Das Statistikamt Nord hat Zahlen aus dem Zensus 2022 veröffentlicht, wonach vor 2 Jahren fast 20.000 Wohnungen leer standen – 1,9 Prozent aller Hamburger Wohnungen! Der Senat sprach 2021 von 2500 und in diesem Juni von gut 2300 Leerständen.

Wie kommt dieser Unterschied zustande? Er liegt vor allem an der Zählweise: Für die Behörden gilt eine leerstehende Wohnung erst nach mehr als vier Monaten als Zweckentfremdung, die gemeldet werden muss und in der Statistik landet. Die Zensus-Daten hingegen listen alle Wohnungen auf, die am 15. Mai 2022 leer standen – egal, wie lange schon und aus welchem Grund.

Die Daten des Statistikamts geben über diese Gründe Auskunft: Demnach waren mehr als 10.000 Wohnungen innerhalb von drei Monaten für den Bezug verfügbar. In rund 5000 Fällen wurde der Leerstand mit Baumaßnahmen begründet. Knapp 1000 Wohnungen standen wegen des geplanten Verkaufs der Immobilie leer. Teilweise schon sehr lange: Fast 7000 Wohnungen standen im Mai 2022 seit einem Jahr oder schon länger leer – und hätten nach vier Monaten eigentlich der Stadt gemeldet werden müssen, die aber von deutlich niedrigeren Zahlen ausging.

Hamburger Senat wünscht sich noch mehr Leerstand

Insgesamt betraf der Leerstand zum Stichtag 1,9 Prozent aller Hamburger Wohnungen. Eine böse Überraschung für die Stadtentwicklungsbehörde von Senatorin Karen Pein (SPD) also? Mitnichten, wie ein Sprecher erklärt. Die Quote sei „im deutschlandweiten Vergleich noch immer außerordentlich niedrig“, beschwichtigt André Stark gegenüber Hinz&Kunzt. Er wünscht sich sogar noch mehr Leerstand in Hamburg: „Dieser würde die Verfügbarkeit von Wohnraum – auch von günstigem Wohnraum – für die Bevölkerung erhöhen, was zu Markt-Entspannungseffekten führen würde“, erklärt der Behördensprecher. „Ebenso fiele es wohnungsuchenden Haushalten bei einem höheren Leerstand leichter, ihre Wohnsituation an veränderte Wohnbedürfnisse anzupassen.“

Dem stimmt auch der Mieterverein zu Hamburg zu: Ein gesunder Markt vertrage bis zu 5 Prozent Leerstand, erklärt Geschäftsführer Rolf Bosse. Und er rechnet vor, dass auch 20.000 freie Wohnungen wenig an der Wohnungsnot in Hamburg ändern würden, „denn es fehlen insgesamt mindestens 50.000 Wohnungen. Diese haben auch bezahlbar zu sein.“

Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Früher Laufer, heute Buchholz. Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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