In Hamburg herrscht akute Wohnungsnot. Gleichzeitig stehen massenhaft Wohnungen und Büros in Hamburg leer – trotz angeblich scharfer Gesetze. Führen Vermieter die Stadt an der Nase herum?
An der Denickestraße in Heimfeld hätte Saga GWG ein starkes Zeichen setzen können: Knapp 150 Wohnungen standen hier vergangenen Sommer leer, das städtische Wohnungsunternehmen plant auf dem Gelände einen Neubau. Die letzten Mieter werden aber erst kommendes Jahr ausziehen. Nachdem die Linksfraktion angeregt hatte, in den Rotklinker-Bauten über die Wintermonate Flüchtlinge unterzubringen, entschloss sich Saga GWG zur Flucht nach vorn und begann mit dem Abriss.
Das Unternehmen „hätte einige hundert Menschen davor bewahren können, den Winter in schlecht beheizbaren Zelten oder leer stehenden Baumärkten zu verbringen“, kommentierte Die Linke. Saga GWG erklärte dem „Elbe Wochenblatt“ im August dazu, eine Zwischennutzung würde „enorme Herrichtungskosten verursachen und mindestens sechs Monate Vorbereitung in Anspruch nehmen“. Selbst der Harburger Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) äußerte gegenüber dem „Abendblatt“ Unverständnis: Man könne Argumenten für eine Zwischennutzung der Häuser „kaum widersprechen“.
Gegenüber Hinz&Kunzt erklärte Saga GWG nun, man habe bei der Denickestraße „nach intensiver Abwägung entschieden, dass der für Hamburg dringend erforderliche Neubau von öffentlich geförderten Wohnungen – die perspektivisch auch für die dauerhafte Flüchtlingsunterbringung notwendig sind – an dieser Stelle Vorrang vor einer etwaigen Zwischennutzung durch Flüchtlinge hat“. Welche ihrer über 1000 weiteren leerstehenden Wohnungen Saga GWG der Stadt derzeit zur vorübergehenden Notunterbringung anbietet, wollte Unternehmenssprecher Michael Ahrens nicht verraten. „Aktuell befinden wir uns darüber in Abstimmung.“
Text und Fotos: Ulrich Jonas