Für eine kurzfristige und übergangsweise Unterbringung von Flüchtlingen im Stadtzentrum würde sich hervorragend das Springer-Verlagsgebäude anbieten. Dieser Vorschlag kommt Bernd Kniess, Professor für Städtebau an der Hafencity Universität.
Aufgrund der angespannten Situation müssten neue Möglichkeiten der Unterbringung ins Auge gefasst werden, führte Bernd Kniess bei der Tagung aus. Benötigt würden auch zentral gelegene Unterkünfte. Geeignet dafür seien Teile des Axel-Springer-Verlagsgebäudes, „wenn das Bezirksamt Mitte seinen Umzug um ein Jahr verschiebt“.
Als Wohnunterkunft seien die ehemaligen Büros der Redaktion bislang nicht geeignet, berichtete das Abendblatt im August. Denn das Gebäude „ist lediglich als Bürogebäude ausgestattet und entspricht nicht den nötigen Standards für Wohneinrichtungen, es gibt beispielsweise nicht genug Dusch- und Wascheinrichtungen.“
Der Umzug des Bezirksamtes von den City-Hochhäusern in den Springer-Komplex an der Kaiser-Wilhelm-Straße ist für das Jahr 2017 terminiert. Für eine Zwischennutzung müsste man die Büroetagen in Schlafräume und Duschen umwandeln, sagt Sprecherin Sorina Weiland. „Das ist nicht mal eben schnell möglich.“ Außerdem sei anschließend wieder ein Rückbau notwendig.
Eine Umwandlung in Wohnraum sollte aber möglich sein. Dass hat gerade erst der Kirchenkreis-Ost unter Beweis gestellt. Innerhalb von zwei Wochen ließ der Kirchenkreis Duschen einbauen und die notwendigen Brandschutzmaßnahmen durchführen, um sein ehemaliges Verwaltungsgebäude Neue Burg in eine Notschlafstätte umzuwandeln. Etwa 200 sogenannte Transitflüchtlinge werden seitdem jede Nacht dort untergebracht.
Auch ein Rückbau würde sicherlich nicht viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Sorina Weiland aber sagt: „Ideal sind solche Zwischenlösungen nicht.“ Angesichts der Situation, dass hunderte Flüchtlinge in der Schnackenburgallee weiterhin die Nächte in Zelten verbringen, werden allerdings auch Zwischenlösungen benötigt. Am 10. Dezember hatten wir mit dem ehemaligen Allianz-Haus einen Leerstand in privatem Besitz als Beispiel benannt. Hier hat die Stadt allerdings keinen direkten Zugriff. Anders stellt sich die Situation beim Springer-Gebäude da, über dessen Nutzungsart die Stadt 2016 selber verfügen könnte.
Text und Foto: Jonas Füllner