Mitten in der Stadt nutzt der Kirchenkreis Ost ein ehemaliges Verwaltungsgebäude als Flüchtlingsunterkunft. Das benachbarte ehemalige Allianzhaus hingegen steht weiterhin leer.
In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Standorte auf ihre Tauglichkeit als Notunterkunft überprüft. Gerade bei Bürogebäuden scheitere eine Umwandlung häufig am mangelnden Brandschutz, führt Christiane Kuhrt vom Zentralen Koordinierungsstab Flüchtlinge im Gespräch mit Hinz&Kunzt aus. Die Flure seien zu eng, die Treppenhäuser zu schmal, ein zweiter Fluchtweg fehle, die sanitären Einrichtungen reichten nicht aus und außerdem seien die Umbaukosten oft sehr hoch.
Aus genau diesen Gründen wurde auch das ehemalige kirchliche Verwaltungsgebäude Neue Burg 1 in der Innenstadt verworfen. „Die Fläche wird nicht weiter geprüft“, erklärte 2014 der Senat. Jahrelang standen das kirchliche Verwaltungsgebäude und das benachbarte ehemalige Allianzhaus zwischen dem Großen Burstah und der Willy-Brandt-Straße leer. Ein neuer Investor ist inzwischen gefunden. Der Abriss beschlossene Sache. Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2016 terminiert.
Und obwohl alles gegen eine Zwischennutzung spricht, bietet die Kirche seit Mitte November sogenannten Transitflüchtlingen in dem Gebäude zumindest für eine Nacht Schutz. Ohne langes Zögern hat sie, als die Not rund um den Hauptbahnhof immer größer wurde, die für den Brandschutz notwendigen Umbauten durchgeführt. Verteilt auf drei Stockwerke können nun etwa 200 Menschen Platz finden. „Und im Erdgeschoss gibt es eine Kleiderkammer, die von Ehrenamtlichen betrieben wird“, sagt Kirchenkreis-Pressesprecher Wolfgang Främke. Insgesamt entstünden Kosten im sechsstelligen Bereich. In der Vergangenheit habe man das Gebäude vergeblich der Stadt zur Nutzung für Obdachlose angeboten. „Deshalb haben wir uns jetzt entschlossen, selber zu handeln.“
Weiterhin leer steht hingegen das benachbarte ehemalige Allianzhaus. Der Eigentümer, die auch auf dem ehemaligen Zeise-Parkplatz in Ottensen tätige Quantum Immobilien AG, ließ das Gebäude im Sommer einzäunen, damit unter dem Vordach keine Obdachlosen schlafen. Anschließend wurde die Immobilie nach Angaben des Deal-Magazins an eine Tochterfirma der Commerzbank AG veräußert. Als der Senat Ende September ein neues Gesetz zur Beschlagnahmung leerstehender Immobilien beschloss, listete das „Abendblatt“ das ehemalige Allianzhaus als möglichen Kandidaten auf. Geschehen ist seitdem allerdings nichts mehr.
Text und Fotos: Jonas Füllner