Mehr als 1400 Haushalte in Hamburg warten darauf, endlich von der Stadt in eine Wohnung oder zumindest eine öffentlich-rechtliche Unterkunft vermittelt zu werden. Die Linksfraktion schlägt deswegen jetzt Alarm.
An jedem Arbeitstag haben die Hamburger Fachstellen für Wohnungsnotfälle in diesem Jahr im Schnitt rund vier wohnungslose Haushalte in eine öffentliche Unterkunft oder eine Wohnung vermittelt. Eine Erfolgsmeldung ist das nicht. Noch vor vier Jahren konnten die über die Bezirke verteilten mehr als 100 Mitarbeiter:innen täglich mehr als 20 arme Familien, Obdachlose und anderen wohnungslosen Menschen mit Wohnraum versorgen.
Dass jetzt aktuell mehr als 1400 Haushalte auf den Wartelisten der Fachstellen in den Bezirken stehen, ruft die Linke auf den Plan. „Menschen, die sich an die Fachstellen wenden, stehen mindestens mit einem Bein schon in der Obdachlosigkeit“, sagt deren sozialpolitische Sprecherin Olga Fritzsche. Es handelt sich um Menschen, die in beengten Verhältnissen leben oder die aufgrund einer Kündigung vor dem Verlust ihrer Wohnung stehen. „Für viele ist das dann der direkte Weg auf die Straße oder zu Bekannten auf die Couch“, sagt Fritzsche. Sie hat für die kommenden Bürgerschaftssitzung einen Antrag eingereicht, mit dem 30 zusätzliche Stellen in den Fachstellen geschaffen werden soll.
Selbst wenn die Sozialbehörde die Fachstellen personell aufstocken würde, besteht der Mangel an Wohnraum fort. Aktuell gibt es etwa 5000 Wohnungen weniger für Menschen in Wohnungsnot als noch vor vier Jahren. Allein in diesem Jahr fallen weitere 2000 Sozialwohnungen aus der Preisbindung, können also teurer vermietet werden. Und die etwa 45.000 städtischen Plätze in Wohnunterkünften sind fast alle belegt.
Rechnet man das aktuelle Tempo hoch, in dem die Fachstellen die auflaufenden Wohnungsgesuche bearbeiten, dürfte es mehr als anderthalb Jahre dauern, bis allen Wartenden geholfen würde. Und das auch nur dann, wenn bis dahin nicht weitere Menschen in Wohnungsnot geraten.
Das allerdings ist ausgeschlossen: Allein in der ersten neun Monaten diesen Jahres haben sich schon wieder mehr als 1100 Haushalte insgesamt bei den Fachstellen obdachlos oder von Obdachlosigkeit bedroht gemeldet.