Manche Musiker mieten sich ein teures Tonstudio, anderen reicht die eigene Küche: Jens Pfeifer bietet mit seinen Küchensessions Singer-Songwriter-Pop vom Feinsten. Noch bis Donnerstag veranstaltet er im Uebel & Gefährlich das Küchensessions-Festival.
„Wenn der Abwasch da noch steht, dann steht der halt da“, sagt Jens Pfeifer. Ist halt immer noch seine Küche. Aber seine 14 Quadratmeter in Eimsbüttel sind noch mehr: das wahrscheinlich gemütlichste Tonstudio der Stadt. Hier nimmt der freiberufliche Tontechniker nach Feierabend seine Küchensessions auf. Mehrmals im Monat rückt der 39-Jährige die Möbel, stellt ein Mikrofon und Digitalkameras auf und macht Platz für seine Lieblingsmusiker.
Tom Liwa saß hier schon mit seiner Gitarre. Und Gisbert zu Knyphausen. Aber auch ganz viele Künstler, deren Namen (noch) niemand kennt. „Ich mag Folk, Singer-Songwriter, so was“, sagt Jens. Mit den Musikern trinkt er vor den Aufnahmen meist Kaffee. „Manchmal bringen die auch Freunde mit. Wir haben aber auch schon eine vierköpfige Band in die Küche gequetscht“, erzählt er. Die Atmosphäre ist ihm wichtig. Je lockerer, desto besser. Wie auf einer guten Party. Da trifft sich ja auch alles in der Küche. Irgendwann, wenn der richtige Moment gekommen ist, drückt Jens auf den Aufnahmeknopf. Eine halbe bis zwei Stunden musizieren die Künstler anschließend. Manche geben sich redselig. Andere ganz konzentriert. Am Ende schneidet Jens drei Songs zueinem Video zusammen. Und veröffentlicht die Küchensessions bei YouTube.
Der Sound ist für Homerecordings hervorragend. Angefangen hat alles vor zwei Jahren. Pfeifer wollte für seinen Bekannten Tomas Engel und dessen Band „Post“ spontan eine Session aufnehmen. Und verlegte die kurzerhand in die Küche. Weil das Ergebnis dem Musiker so gut gefiel, wurde die Session im Internet veröffentlicht. Mittlerweile gibt es über 40 davon.
Im August steigt das erste Hamburger Küchensessions Festival. 25 Musiker sind dabei: Von Enno Bunger über Sea+Air bis Dota Kehr. Ein wahrer Konzertmarathon, der über zwei Abende geht. „Wir bauen auf der Bühne meinen Esstisch auf“, sagt Jens Pfeifer. Sogar zu essen gibt es etwas. Kredenzt wird ein Lieblingsessen des gebürtigen Oldenburgers: Grünkohl. Mitten im Sommer. „Das ist ja auch mehr so ein Gag, hauptsächlich geht es ja um die Musik“, sagt er.
Text: Simone Deckner
Foto: Cornelius Braun
Hamburger Küchensessions Festival, 15.–16. August, jeweils ab 18 Uhr, mit Tom Liwa, Post, Enno Bunger, Puder, Wolfgang Müller, Kid Decker u.v.m., Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, Eintritt: Tagesticket 21,70 Euro, Kombiticket 32,80 Euro, www.kuechensessions.de