Die Abschiebebeobachterin der Diakonie kritisiert in ihrem Jahresbericht fast jede zweite Abschiebung vom Hamburger Flughafen. Sie seien problematisch hinsichtlich der Menschen- und Kinderrechte der Betroffenen gewesen.
Am Hamburger Flughafen wurden im vergangenen Jahr 1746 „Rückführungen“ durchgeführt, so viele wie seit 2016 nicht mehr. Bei 175 stichprobenartig beobachteten Abschiebungen sah die Abschiebebeobachterin Merle Abel von der Diakonie Hamburg in 80 Fällen Beratungsbedarf mit den beteiligten Behörden und der Bundespolizei im sogenannten Flughafenforum.
Abel kritisiert unter anderem: „Manche Personen wurden im letzten Berichtszeitraum direkt nach Suizidversuchen unter Anwendung von Zwang abgeschoben.“ In einem Pressestatement kritisiert die Diakonie, dass die Menschen in so einer Situation im Zielland sich selbst überlassen werden. Allerdings: Trotz aller Kritik wurden die Abschiebungen alle durchgeführt.
Bei Abschiebungen müsse die Würde jedes Einzelnen geachtet und vulnerable Gruppen besonders geschützt werden, sagte Haiko Hörnicke, Leiter des Arbeitsbereichs Migration und Internationales der Diakonie Hamburg. Für Kinder würden Abschiebungen eine besonders große Belastung darstellen. Sie seien von nächtlichen Abholungen betroffen, würden Zeugen von Zwangsanwendung gegen ihre Eltern oder von Familienmitgliedern getrennt.
Die als problematisch angesehenen Fälle werden im Flughafenforum beraten, Lösungsansätze diskutiert und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Seit 2009 gibt es in Hamburg inzwischen diese Art der Abschiebebeobachtung am Flughafen.
Ob das Projekt der Abschiebebeobachtung über das Jahr 2025 hinaus bestehen bleibt, ist Gegenstand der aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen in Hamburg.