4870 Wohnungen wollten große Immobilienunternehmen für Hamburg bauen. Mehr als Luftschlösser sind diese Versprechen der vergangenen Jahre aber bis heute nicht.
Dabei befinden sich die Grundstücke für den Wohnungsbau teilweise seit mehr als zehn Jahren im Besitz der Unternehmen. Dazu zählt zum Beispiel die Fläche der ehemaligen Esso-Häuser auf St. Pauli mit 200 geplanten Wohneinheiten (WE). Auch auf dem Neuländer Quarree (400 WE) in Harburg schuf die Abrissbirne schon vor Jahren Platz für Neues. Seitdem herrscht Stillstand – wie auch im Korallusviertel (430 WE) in Wilhelmsburg, an der Billhorner Kanalstraße (1050 WE) in Rothenburgsort, an der Barmbeker Straße (165 WE) und dem Mühlenkamp (74 WE) in Winterhude und im Ferckschen Hof (60 WE) in Volksdorf. Im Bezirk Mitte hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Man sei in Gesprächen mit den Investoren, heißt es aus dem Amt. Auch für das Stuhlrohrquartier (1000 WE) in Bergedorf gibt es bereits spektakuläre Entwürfe. Noch aber läuft laut Bezirksamt das Planverfahren, „verbindliche zeitliche Vorgaben“ seien nicht möglich.
Das Holsten-Areal in Altona ist wiederum ein Paradebeispiel dafür, wie Brachen zu Spekulationsobjekten werden. Eigentlich sollten dort längst mehr als 1300 Wohnungen stehen. 2016 hätte die Stadt das Gelände erwerben können. Stattdessen verkaufte die Carlsberg-Brauerei das Filetstück dem Vernehmen nach für 150 Millionen Euro an einen Immobilienentwickler. Nach mehreren Weiterverkäufen gehört das Areal jetzt der Adler Group, bei der es mit mehr als 350 Millionen Euro in den Bilanzen steht. Grund und Boden in zentraler Lage sind knapp. Das hat die Spekulation befeuert und zu einem völlig überzogenen Wert geführt, zu dem sich der Bau von Mietwohnungen offenbar nicht mehr realisieren lässt. Denn die enormen Kosten ließen sich nur durch exorbitante Mieten refinanzieren. Die wiederum würde niemand zahlen (können).
In Harburg wollte ein Investor auf dem Gelände der ehemaligen Hartgummifabrik Ende der 2000er-Jahre 400 Wohnungen in einer spektakulären „Eco-City“ bauen: mit einem Hotelturm und eigenem Windstrom. Jahre später gehört auch dieses Areal der Adler Group.
Inzwischen steckt der Immobilienhändler in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Lichtblick aus Sicht der Stadtplanung. Denn jetzt wird sich die Adler Group von einem Teil ihrer Flächen trennen müssen, statt abzuwarten, wie ihr Wert steigt. Für das Holsten-Areal hat die städtische Saga umgehend ihre Kaufbereitschaft signalisiert.