Kolumne #kleingartenlife

Wieso mein Garten Punkrock ist

Kleingartenpunk Benjamin Laufer bei der Arbeit. Foto: Dmitrij Leltschuk

Schrebergärten als Ausdruck von Kleinbürgertum und Spießigkeit? Weit gefehlt, meint Gartenkolumnist Benjamin Laufer.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Wenn man sich wie ich eine Zeit lang in der Subkultur des Punks herumgetrieben hat, muss man den Rest des Lebens alles daran messen. „Ist das noch Punkrock?“ ist die Frage, die fortan über allem steht und die man auf Biegen und Brechen mit „Ja“ beantworten will. Weil ein „Nein“ dem Eingeständnis gleichkäme, die eigenen Ideale verraten zu haben. Das mag Ihnen vielleicht komisch vorkommen, wenn Sie mit Punk vor allem Dosenbier und ungepflegte Haare verbinden – doch das würde dem Ganzen nicht gerecht. Punkrock ist mehr als Gitarrenmusik, er ist Lebenseinstellung und Attitüde.

Eine dieser Entscheidungen, bei der ich mir die Frage nach der Vereinbarkeit mit meinen Idealen stellte, war die für eine eigene Kleingartenparzelle. Kann ein vermeintlich spießiger deutscher Schrebergarten tatsächlich Punkrock sein? Immerhin gibt es vom sehr erfolgreichen Podcast „Und dann kam Punk“ inzwischen den Ableger „Und dann kam Kleingarten“ (absolute Hörempfehlung!).

Ein großes Versprechen des Punks ist das der Selbstermächtigung. Du kannst nur ein bisschen Gitarre spielen, es reicht gerade mal für drei Akkorde? Kein Problem, gründe einfach eine Band und werde berühmt damit! Ganz egal, ob man sie uns zutraut, wir Punkrocker:innen bringen uns die Dinge selbst bei und lassen uns durch nichts beirren. Das Motto „DIY or die!“ gilt auch im Schrebergarten: Was ich da nicht schon alles gemacht habe, obwohl ich vorher keine Ahnung davon hatte. Eine Gartenlaube bauen? Kann ich jetzt! Wer weiß, ob die Hütte ohne die Selbermachattitüde aus dem Proberaum von damals heute auf der Kolonie stehen würde. Dass sie an der einen oder anderen Ecke etwas windschief geraten ist – na und? Auch das ist eine wichtige Lehre aus Punkrockzeiten: Mir doch egal, was andere davon halten!

Dann ist da noch die Sache mit den Regeln, auf die wir Punks generell allergisch reagieren. Davon gibt es im Schrebergarten eine ganze Menge, normiert in Bundeskleingartengesetz, Vereinssatzung und Gartenordnung. Wie sollen vorgeschriebene Heckenhöhen Punkrock sein, fragen Sie sich? Nun, gehen Sie mal sehenden Auges durch eine x-beliebige Kleingartenkolonie. Der regelkundige Blick wird unzählige Verstöße feststellen. Denn vielen Laubenpieper:innen sind die ganzen Vorschriften scheißegal. Vielleicht wissen sie es nicht, aber sie alle tragen den Punkrock im Herzen.

Ich kann mich also beruhigt zurücklehnen und weiter schrebern, weil die Antwort auf die wichtigste Frage lautet: Selbstverständlich ist das alles noch Punkrock, und wie!

Artikel aus der Ausgabe:

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Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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