Erich-Klabunde-Preis :
Ausgezeichnete Sozial-Reportagen

Wie leben Flüchtlingskinder in Billbrook? Was geht im Kopf eines zum Islam konvertierten Wandsbekers vor? Antworten geben zwei Reportagen, die mit dem Hamburger Erich-Klabunde-Preis für engagierten sozialen Journalismus ausgezeichnet werden. 

Erich-Klabunde Preisträgerinnen 2012: Kathrin Erdmann und Petra Volquardsen erhalten die Auszeichnung für ihr Hörfunk-Feature über zwei Flüchtlingskinder, die in Billbrook leben. (Foto: Uta Meier-Hahn/NDR)

Den mit 2500 Euro dotierten Erich-Klabunde-Preis für sozial engagierten Journalismus teilen sich in diesem Jahr gleich mehrere Preisträger: Die NDR-Hörfunk-Autorinnen Kathrin Erdmann und Petra Volquardsen sowie der Print-Autor Jonathan Stock (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung). Sie werden beim 63. Hamburger Presseball vom Deutschen Journalismus Verband (DJV) Hamburg ausgezeichnet.

„Leben am Rand – Alltag in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft“ heißt das einstündige Hörfunk-Feature der NDR-Journalistinnen. Sie haben zwei Flüchtlingskinder und ihre Familien einen ganzen Tag begleitet. „Die sensible Ansprache der jungen Protagonisten“ gefiel der Jury aus erfahrenen Journalisten. Das einstündige Feature wurde erstmals auf NDR 90,3 im Februar 2011 ausgestrahlt.

Ebenfalls ausgezeichnet wird Jonathan Stock. Er erhält den Preis für seine Reportage „Peters Traum“, die im Juli 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschien. Stock erzählt darin die verwirrende Lebensgeschichte des zum Islam konvertierten „Peter“. Der 30-jährige lebt äußerlich betrachtet ein ganz bürgerliches Leben in Wandsbek. Im Innersten ist er bereit, für den heiligen Krieg zu sterben. Die Jury lobte Stock für seine „gleichzeitig nahe als auch befremdende Darstellung eines Menschen, der auf eine unheimliche Weise gefährlich ist.“

Namenspate des Preises ist der Hamburger Journalist Erich Klabunde (* 20.2.1907; † 21.11. 1950). Er war erster Vorsitzender des DJV Hamburg und engagierte sich als SPD-Politiker besonders für den sozialen Wohnungsbau. Klabunde war u.a. Geschäftsführer des Gesamtverbands Gemeinnütziger Wohnungsunternehmen. Als Bundestagsabgeordneter ebnete er maßgeblich den Weg für das Erste Wohnungsbaugesetz Deutschlands vom 24. April 1950. „Erich Klabunde hatte einen offenen Blick und ein offenes Herz für die Probleme der Menschen seiner Zeit – so wie die Preisträger der vergangenen Jahre“, so der DJV.

Fritz in seinem Zuhause.
Unter der Brücke hatte Fritz früher seine Platte.
Karin macht es sich auf dem Sofa bequem.
Karins alte Platte vor dem Hotel Paulinenhof.

 

 

 

 

Traditionell wird der Preis beim Hamburger Presseball verliehen. In diesem Jahr wird die Verleihung flankiert von einer Ausstellung mit Foto-Reportagen von Hinz&Kunzt. Mauricio Bustamante hat die „Lieblingsplätze“ von Hinz&Künztlern fotografiert (Verkäuferausgabe 222/August 2011). Daniel Cramer verrieten Hinz&Künztler, worauf sie wirklich stehen (Verkäuferausgabe 222/August 2011). Martin Kath besuchte 2008 Hinz&Künztler im ihrem neuen Zuhause und auf ihrer alten Platte. (Jubiläumsausgabe 189/November 2008, s. Fotos).

Text: Simone Deckner
Fotos: Martin Kath

Mehr Informationen

Erich-Klabunde-Preis  Seite des DJV Hamburg. Mit einer Liste der Preisträger von 2005 bis heute.

Preisträger 2011
Özlem Topcu und Christian Schüle:  „Deutschstunde“
Dossier über Sprachkurse für Migranten

Dorothea Brummerloh: „Ich bin meiner Mutter dankbar“
Feature über Flüchtlingsschicksale (als PDF)

Preisträger 2010
Wolfgang Uchatius : „Wenn das Ich sich auflöst“
Reportage über einen Alzheimer-Patienten

Timo Großpietsch: „Der Schulleiter – Lehren, Lachen, Leiden“
TV-Dokumentation über einen Schulleiter aus Barmbek (Ausschnitt)