Mit der Hasenschaukel macht 2014 womöglich eine der letzten alternativen Bars auf St. Pauli dicht. Doch viele zeigen sich solidarisch. Besteht noch Hoffnung?
(aus Hinz&Kunzt 251/Januar 2014)
Die Nachricht verbreitet sich via Facebook binnen weniger Stunden: Die Macher der Hasenschaukel stehen vor dem Aus. Im Mai 2014 könnte Schluss sein – ausgerechnet im zehnten Jahr des Bestehens. Nicht nur die originelle Einrichtung der Kiezbar ist über Hamburg hinaus bekannt. Anja Büchel und Tanju Börü organisieren hier DJ-Abende mit Musik abseits des Mainstreams. Zwei Mal gab es dafür den „Club Award“ der Kulturbehörde. Hier spielen Bands oft, bevor sie richtig bekannt werden, für wenig oder keinen Eintritt.
Tanju Börü sitzt auf einer der 50er-Jahre-Diner-Bänke in dem Laden, der ihm noch gehört. Draußen bröckelt mit den Esso-Häusern ein großes Stück des alten St. Pauli weg. Die „Tanzhalle“, Ort legendärer Clubkonzerte in der gleichen Straße, gibt es längst nicht mehr. Stattdessen tanzen am Anfang der Reeperbahn jetzt die Türme des Architekten Hadi Teherani. Den Wandel spürt auch Tanju: „Viele kleine Läden schrammen an der Wirtschaftlichkeit vorbei und beuten sich selbst aus.“ 2013 sei „extrem schwer“ für die Hasenschaukel gewesen: Anja und er mussten Steuerschulden abstottern und Behördenauflagen erfüllen. Viele Gäste kauften sich ihr Bier am Kiosk. Im Sommer wurde das Haus wegen Bauarbeiten eingerüstet. „Das war vielleicht so der Tritt in die Kniekehle“, sagt Tanju. „Jedes Einzelne ist für sich genommen nicht schlimm, aber es kam einfach zu viel zusammen.“
Womit Anja und Tanju nicht gerechnet haben: Sie werden mit Solidaritätsbekundungen überrannt. „Facebook kann ich mir nicht mehr angucken. Da fange ich an zu heulen“, sagt Tanju. Das Bezirksamt Mitte und die Kulturbehörde sprechen bereits miteinander. Die IG St. Pauli und das Clubkombinat machen sich auch stark für eine der letzten alternativen Kiezbars. Gibt es Hoffnung für die Hasenschaukel? „Klar ist: Es muss eine Veränderung geben. Wie die genau aussehen wird, darüber sprechen wir gerade mit vielen Leuten“, sagt Tanju. Eine Idee: Ein Nachmieter, der die Bar in ihrem Sinn weiterführt. Oder ein Förderverein. Was jetzt alle machen können: Mal wieder in der Hasenschaukel vorbeischauen – auf ein Konzert und ein Getränk.
Text: Simone Deckner
Foto: Mauricio Bustamante
Hasenschaukel, Silbersackstraße 17, geöffnet Mi–Sa ab 21 Uhr