Trotz steigender Infektionszahlen und Lockdown lehnen Grüne, SPD, CDU und AfD eine Unterbringung von Obdachlosen in leeren Hotelzimmern ab. Die Mehrbettzimmer in den Notunterkünften sind stark ausgelastet.
Auch im jetzt beginnenden zweiten Lockdown hat die Stadt keine Antwort darauf, wie Obdachlose besser vor dem Coronavirus geschützt werden könnten. Gerade einmal drei obdachlose Familien und weitere 42 Obdachlose dürfen aktuell auf Kosten der Stadt in 36 günstigen Hotelzimmern leben, hat eine parlamentarische Anfrage der CDU ergeben. Diese Sonderregelung gilt für diese Obdachlosen aber nur, weil Kinder und auch psychisch Erkrankte nicht in den Großunterkünfte leben sollen.
Der Antrag der Linksfraktion, jetzt weitere 300 Hotelzimmer für Obdachlose anzumieten, wurde in der Bürgerschaft am Mittwoch, den 16. Dezember, von Grünen bis AfD abgelehnt.
Mehr Obdachlose nutzen wieder das Winternotprogramm
Stattdessen schliefen in den vergangenen Tagen bis zu 735 Obdachlose in den drei städtischen Großunterkünften des Winternotprogramms. Nachdem die Nutzer*innenzahl in den vergangenen Jahren rückläufig war und vor drei Jahren sogar bei unter 600 Personen pro Nacht lag, deutet sich für diesen Winter schon jetzt ein Anstieg an.
Hinzu kommt: Die Fluktuation in den Mehrbettzimmern und Gemeinschaftsduschen ist hoch. Allein in der vergangenen Woche kamen und verließen die Unterkünfte mehr als 100 Obdachlose. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor – aber in den Vorjahren war es üblich, dass über den Winter verteilt etwa 3000 Obdachlosen die Unterkünfte nutzten.
Die Fluktuation verbunden mit der Unterbringung in Mehrbettzimmern erhöht die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus enorm, warnen seit Monaten Hinz&Kunzt, Diakonie und Caritas. Sie schlagen als sichere Alternative Einzelzimmer in Hotels vor.
Dank zahlreicher Spenden bringen sie im Bündnis mit anderen Hilfseinrichtungen deswegen jetzt bereits 119 Obdachlose in Hotelzimmern unter. Weitere 120 Obdachlose haben zudem das Glück, in einem Wohncontainer auf dem Gelände einer Kirchengemeinde zu leben.
Der Winternotprogrammbetreiber Fördern & Wohnen wiederum verweist darauf, dass man im Unterschied zu den Vorjahren versuche, einen Teil der bestehenden 900 Betten nicht zu vergeben, um so eine lockere Belegung aufrecht zu erhalten. Beispielsweise müssten sich in diesem Jahr nur vier Menschen, die sich davor nicht kannten, ein Acht-Bett-Zimmer teilen. Die Sozialbehörde wiederum hatte zum Start des Winternotprogramms die Beispielrechnung aufgemacht, dass man in Vier-Bett-Zimmern nur zwei bis drei Betten vergebe.
Auslastung lag bereits bei mehr als 80 Prozent
Eine Rechnung, die Ende vergangener Woche nach vielen sehr kalten Nächten zwischenzeitlich in Schieflage geriet: In der Nacht auf Freitag waren plötzlich mehr als 80 Prozent der Betten vergeben. Inzwischen hat sich die Situation wieder etwas entspannt. Die Temperaturen steigen und die Auslastung liegt jetzt bei unter 70 Prozent, so wie ursprünglich von der Sozialbehörde angestrebt.