Weil es Probleme mit alkoholisierter Gewalt, Sachbeschädigung und Müll gab, ist die Karodiele seit März nachts dicht. Leidtragende sind Obdachlose, die dort Platte machten. Nach der Testphase steht nun fest: Die Karodiele bleibt nachts auch weiterhin zu.
Der Durchgang zwischen Schanzen- und Karoviertel auf St. Pauli ist seit März nachts zwischen 23.30 Uhr und 6 Uhr dicht. Darüber hat Hinz&Kunzt in der April-Ausgabe ausführlich berichtet. Damals hatte die Stadtentwicklungs- und Erneuerungsgesellschaft steg als Eigentümerin angekündigt, die Schließung zunächst bis Mitte April zu testen. Nun steht fest: Die Passage bleibt nachts auch weiterhin geschlossen – bis auf Weiteres.
Man habe sich Mitte April noch einmal mit den Gewerbemietern und dem Polizeikommissariat in der Lerchenstraße zusammen gesetzt und eine erste Bilanz gezogen, so Eike Appeldorn von der steg gegenüber Hinz&Kunzt: „Die Rückmeldungen von Mietern und Anwohnern sind positiv, so dass wir die Schließung weiter führen werden. Aber wir haben auch besprochen, vor dem nächsten Winter noch einmal darüber zu reden.“
Manche Anwohner fänden es schade, dass man abends die Passage nicht mehr nutzen kann, so Appeldorn weiter, „aber wenn man es ihnen erklärt, haben sie Verständnis.“ Andere Nachbarn hätten sogar an die steg appelliert, bitte nicht wieder zu öffnen, inklusive Unterschriftenliste.
Jugendliche feierten ausufernde Parties
Die steg hatte sich zu dem Schritt entschlossen, nachdem es in den vergangenen zwei Jahren verstärkt zu alkoholisierter Gewalt, Sachbeschädigungen und Vermüllung gekommen war. Vor allem an Wochenende feierten hier Jugendliche ausufernde Parties.
Doch gegen die Schließung hatte es auch Proteste gegeben. An prominenter Stelle werde den Hamburgern ein weiterer öffentlicher Raum entzogen, so die Kritik. „Diese Nischen, wo man mal im Trockenen sein kann und wo sich niemand groß kümmert, werden überall weniger“, sagte Anwohner Michael Siassi in der April-Ausgabe von Hinz&Kunzt.
Karodiele war auch Unterschlupf für Obdachlose
Die Karodiele wird in den Wintermonaten auch regelmäßig von Obdachlosen zum Übernachten genutzt – Menschen wie Jacek hatten hier zumindest ein vorübergehendes Dach über dem Kopf. Sie mussten sich wegen der Schließung eine andere Bleibe suchen.
Appeldorn verweist nun darauf, dass man während der Testphase „die Karodiele in Nächten mit Minustemperaturen zum Teil nachts offen gelassen hat – zuletzt beim Kälteeinbruch vor 14 Tagen“. Es gäbe eine entsprechende Anweisung an den Wachdienst vor Ort.
Und: Die steg wolle vor dem nächsten Winter noch einmal überdenken, ob man an der Schließung festhalte. Zudem wird sich der Cityausschuss der Bezirksversammlung erneut mit der Karodiele befassen.