Die Schauspieler Christiane Filla, Katja Geist und Peter Franke lesen ihre Lieblingstexte aus den Hinz&Kunzt Literaturheften vor.
(aus Hinz&Kunzt 250/Dezember 2013)
Bisher war Christiane Filla für die Auswahl zuständig. Blätterte sich durch die Hinz&Kunzt-Literaturhefte und schlug ihren Schauspielerkollegen Katja Geist und Peter Franke anschließend vor, was diese an ihrem Benefizabend für Hinz&Kunzt lesen könnten: „Jeder hat drei Geschichten. Oder vier“, sagt sie. Diesmal wird der Abend im tiefsten Ottensen stattfinden, in der „Motte“; und diesmal sitzen sie zusammen, überlegen gemeinsam: Eine Kurzgeschichte von Martin Suter soll dabei sein und eine von Doris Dörrie. Und – Sibylle Berg: Von der muss es auch eine Geschichte geben. „Ich mag ihre Texte wirklich sehr, ich hab auch fast alle Bücher von ihr gelesen“, sagt Katja Geist. Und sonst? „Vielleicht lesen wir mal einen Text zu dritt?“, fragt Filla in die Runde. Franke legt die Stirn in Falten: „Zusammen singen ja, aber nicht zusammen lesen.“ Aber vielleicht kann man den Hamburger Schriftsteller Finn-Ole Heinrich, von dem auch auf jeden Fall eine Geschichte gelesen wird, dafür gewinnen, doch einfach vorbeizukommen?
Peter Franke räuspert sich: Ihm ist gerade eingefallen, dass er mal einen Abend mit Liedern von Jakob Haringer gemacht hat. Jakob Haringer? „Ja, da seid ihr zu jung für“, sagt Franke zu seinen Mitstreiterinnen und erzählt von diesem Haringer: „Das war ein sogenannter Lumpendichter, hat viel auf der Straße gesungen. Es gibt Texte von ihm, die sind furchtbar, und es gibt Texte, die sind so gut wie rein. Ist leider schon 1949 im Suff gestorben. Aber die Schriftsteller wie Kurt Tucholsky damals, die haben ihn unterstützt, die haben ihn geliebt! Hermann Hesse hat mal sehr schön gesagt, er sei ,ein Sonntagskind in einer Welt ohne Sonntage gewesen‘.“
Kurzes, andächtiges Schweigen zu dritt. Ja, warum nicht die bestehende Auswahl an bisher gelesenen Texten ein bisschen erweitern? „Es darf nur nicht zu weit wegführen“, sagt Christiane Filla. Franke ist derweil noch mit seinem Jakob Haringer beschäftigt: „Ich muss den Abend mal wieder machen: Ich sitze alleine auf der Bühne, spiele Gitarre, kann das gar nicht, das macht ein Riesenspaß.“ Oder er kommt mit einem Akkordeon und … „Du hast ein Akkordeon?“, unterbricht ihn Christiane Filla. „Hab ich, aber ich kann’s nicht spielen. Ich bin ein typischer Schauspieler: Ich kann alles, aber nichts richtig“, grummelt Franke, während sich die anderen einig sind, dass unbedingt die Geschichte „Die Strumpfhose“ von Karin Duve gelesen werden muss: „Die Geschichte werde ich vorlesen, bis ich 100 bin“, sagt Christiane Filla. Und wo sie gerade in der Zukunft angekommen ist, formuliert sie gleich noch ein Ziel: „Es wäre schön, wenn wir im zehnten Jahr dann die zehnte Lesung machen könnten.“
Lesekünztler – Die schönsten Geschichten aus den Hinz&Kunzt-Literaturheften und andere Lieblingsgeschichten. Motte, Eulenstraße 43, Do, 5.12., 20 Uhr, 5 Euro