Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe fordert die Kommunen zu „verstärkten Anstrengungen“ auf, um Kältetote im Winter zu verhindern. Sie kritisiert auch, dass Migranten teilweise der Zugang zu den Unterkünften verwehrt wird.
Insbesondere Menschen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben, seien unmittelbar vom Kältetod bedroht, warnt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) in einer aktuellen Mitteilung. Seit 1991 seien mindestens 289 Wohnungslose in Deutschland an Unterkühlung verstorben. Die Kälte trage zudem auch häufig dazu bei, den Gesundheitszustand von erkrankten oder geschwächten wohnungslosen Menschen weiter zu verschlechtern, „bis hin zum Tod der Betroffenen“. Angesichts dieser Bilanz fordert die BAG W erneut wirksame Maßnahmen der Kommunen, um weitere Kältetote zu verhindern.
Die Arbeitsgemeinschaft kritisiert auch, dass Wohnungslosen Migranten, „insbesondere aus Ost- und Südosteuropa“, teilweise gänzlich die Unterkünfte verwehrt werden. Das ist neuerdings auch in Hamburg so: Mit Verweis auf Unterkunftsmöglichkeiten in den Heimatländern werden Rumänen dazu gedrängt, das Winternotprogramm für Obdachlose zu verlassen. Weil sie in den Heimatländern eine Unterkunft hätten, bezeichnet die Sozialbehörde sie als „freiwillig Obdachlose“. Doch laut BAG W muss jede Kommune in Deutschland gemäß Ordnungsrecht „wohnungslose Menschen menschenwürdig unterbringen, unabhängig von Nationalität und Aufenthaltsstatus“.
Prognose: 200.000 neue Wohnungslose in vier Jahren
Laut einer Schätzung der Arbeitsgemeinschaft könnte die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland von etwa 335.000 im Jahr 2014 auf bis zu 536.000 im Jahr 2018 ansteigen. Dies wäre ein „dramatischer Zuwachs“ um 200.000, also 60 Prozent, innerhalb von nur vier Jahren. Die Schlußfolgerung der BAG W: „Es sind dringend verstärkte Anstrengungen nötig, um allen hilfebedürftigen wohnungslosen Menschen menschenwürdige Unterkünfte und ausreichenden Kälteschutz anbieten zu können.“