Am Wochenende war Hamburgs Kältebus erstmals auf Tour. Obdachlose hätten sich über die zusätzliche Hilfe gefreut, berichtet Projektleiterin Christiane Hartkopf gegenüber Hinz&Kunzt.
Er hatte keinen Schlafsack. Nur seine Kleidung am Körper, aber nichts, womit er sich in der Nacht hätte zudecken und vor der Kälte schützen können. Rettungssanitäter, die man gerufen hatte, konnten dem Obdachlosen nicht helfen, da er nicht krank war. Doch Dank des Kältebusses schaffte es dieser Obdachlose am Samstag noch ins Warme – in eine Notunterkunft des städtischen Winternotprogramms. „Wenn wir diesen einen Mann vielleicht retten konnten, dann hat sich der Kältebus bereits bezahlt gemacht“, schreibt Helferin Jana Behrens auf Facebook.
Nach dem Tod von vier Obdachlosen auf Hamburgs Straßen, hatte Hinz&Kunzt Ende November einen Kältebus nach Berliner Vorbild gefordert. Innerhalb von wenigen Wochen hat Christiane Hartkopf von der Tagesaufenthaltsstätte Alimaus solch ein Hilfsprojekt aus dem Boden gestampft. Am Samstag ging es erstmals raus auf die Straße.
Hamburg hat ab Samstag einen #Kältebus für #Obdachlose!
1⃣ Nummer speichern
2⃣ hilfsbedürftige Obdachlose melden
3⃣ Beitrag teilen
Alle Infos: https://t.co/heW0CTE2jM pic.twitter.com/Djfv8aG6dJ— Hinz&Kunzt (@hinz_und_kunzt) 4. Januar 2019
Von 19 bis 24 Uhr fuhr der Kältebus durch die Stadt. Die Besetzung: drei ehrenamtliche Helfer und Fahrer pro Schicht. „Vor allem Securitys der Bahn waren an den ersten Abenden eine große Hilfe“, sagt Christiane Hartkopf. Diese hätten das Projekt ausdrücklich begrüßt und den Helfer mitgeteilt, wo sie weitere Obdachlose antreffen.
In Hamburg gibt es bereits den Mitternachtsbus, der Obdachlose mit Essen, warmen Getränken und Kleidung versorgt. Der Kältebus hingegen soll hilflose Obdachlose bei Bedarf auch in eine Notunterkunft fahren. Es hätte selbstverständlich einige Obdachlose gegeben, die keine Hilfe annehmen wollten, sagt Christiane Hartkopf. „Aber ansonsten war die Resonanz super positiv.“ Die Helfer nahmen sich auch Zeit für ein Gespräch, berichtet Hartkopf. Die meisten Obdachlosen hätten sich gefreut, dass man sie wahrnimmt und sich endlich jemand um sie kümmern möchte. Eine positive Rückmeldung erfährt das neue Projekt auch von fördern und wohnen, dem städtischen Betreiber des Winternotprogramms: „Wir begrüßen den Kältebus als Angebot starken zivilgesellschaftlichen Engagements in Hamburg“, teilt eine Sprecherin mit.
Täglich von 19 bis 24 Uhr im Einsatz
Die Rufnummer des Kältebus – 0151 65 68 33 68 – wurde erst kurz vor dem Start veröffentlicht. Hamburger sollten sich die Nummer abspeichern, um künftig den Kältebus rufen zu können, wenn man einen hilflosen Obdachlosen entdeckt.
Noch bis Ende März soll der Kältebus jeden Abend von 19 bis 24 Uhr durch die Stadt fahren. Unterstützt wird das Projekt von vielen Privatspendern und dem Autohaus Wichert, das für den gesamten Zeitraum einen Volkswagen T5 günstig vermietet. Wer Teil des ehrenamtlichen Teams werden will, kann sich direkt an die Alimaus.