Nachdem ein Obdachloser in der Kälte der Nacht vor einem Krankenhaus ausharren musste, bezieht der Krankenhausbetreiber jetzt Stellung und kritisiert die Sozialbehörde.
Das Foto von einem Obdachlosen auf einer Liege vor dem Eingang eines Hamburger Krankenhauses, hat in den Sozialen Medien für reichlich Wirbel gesorgt. Am 18. Dezember meldete sich gegen 21 Uhr die Asklepios Klinik Nord in Heidberg beim Team vom Kältebus und bat darum, einen angetrunkenen Obdachlosen aus der Notaufnahme abzuholen.
Als das Kältebus-Team eine Stunde nach dem Anruf beim Krankenhaus ankam, lag der obdachlose Mann auf einer Liege vor der Notaufnahme – nur mit einer dünnen OP-Decke zugedeckt. So schildern es die Ehrenamtlichen auf Instagram, wo sie ein Foto der entwürdigenden Situation posteten. Ihre Forderung: „Liebe Krankenhäuser, wir verstehen, dass ihr es auch nicht leicht habt, aber das ehrenamtliche Team vom Kältebus Hamburg ist nicht eure Lösung. Diese Transporte gehören nicht zu unseren Aufgaben und halten uns von unserer eigentlichen Arbeit ab. Bitte kümmert euch um geeignete Lösungen!“
Krankenhaus äußert Bedauern
Gegenüber Hinz&Kunzt äußert Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz sein Bedauern. Man werde intern mit den betroffenen Kolleg:innen aufarbeiten, wie es zu dieser Situation kam: „Es ist ganz klar nicht unser Standard, Menschen einfach vor die Tür zu setzen.“
Damit Obdachlose nach einem Krankenhausaufenthalt nicht zurück auf die Straße geschickt werden, hat die Sozialbehörde mit den Krankenhäusern ein spezielles Verfahren vereinbart. Demnach werden diese Menschen „in der Regel“ per Krankentransport entweder ins Winternotprogramm oder in die Einrichtung für obdachlose Menschen mit Pflegebedarf in Niendorf gebracht. In Einzelfällen ist es auch möglich, die Menschen per Krankenwagen in die Krankenstube der Caritas für Obdachlose zu bringen. Das ehrenamtliche Team des Kältebus hingegen bringt Obdachlose in Not von der Straße in das Winternotprogramm. Soweit der Plan. Allerdings teilte der Senat schon Anfang November mit: „Nach eigener Aussage des Kältebusses ist es in der aktuellen Saison außerplanmäßig zu zwei Transporten nach einer Krankenhausentlassung gekommen.“
Immerhin: Nach der Intervention des Kältebus-Teams konnte der Obdachlose die Nacht doch noch im Krankenhaus verbringen. Das sei keine Ausnahme, sagt der Krankenhaussprecher. Vielmehr gebe man obdachlosen Patient:innen häufig die Möglichkeit, bis zum nächsten Morgen in der Zentralen Notaufnahme zu verweilen, „wenn es irgendwie möglich ist“.
Behörde reagiert auf die Kritik
Problematisch sei jedoch der Umgang mit aggressiven und dazu noch betrunken Menschen. „Unsere Mitarbeiter:innen stehen täglich vor der Herausforderung, das Spannungsfeld zwischen Notfallversorgung von Patient:innen mit unterschiedlichen Schweregraden der Erkrankung und Mitmenschlichkeit – auch gegenüber Menschen ohne Obdach – zu navigieren“, sagt der Sprecher und lenkt die Kritik auf die Sozialbehörde. Man wünsche sich „von offizieller Seite mehr Unterstützung“.
Das Problem am Entlassmanagement bislang: Absprachen sind nur tagsüber möglich, wenn die Mitarbeiter:innen des Unterkunftsbetreibers Fördern & Wohnen erreichbar sind und eben genau dann nicht, wenn Obdachlose abends eine Notaufnahme aufsuchen. „Wir kommen in den Wintermonaten leider immer wieder in die Situation, dass wir Obdachlose aus medizinischen Gründen nicht bei uns behalten können, sich aber gleichzeitig keine andere öffentliche Stelle zuständig fühlt, sich dieser Menschen in der konkreten Situation anzunehmen“, sagt der Krankenhaussprecher. Die Sozialbehörde kündigt gegenüber Hinz&Kunzt an, das Gespräch mit den Krankenhäusern erneut zu suchen, um Regelungen für die Entlassung obdachloser Menschen in den Abendstunden und an den Wochenenden zu finden.