In Berlin wird täglich mindestens ein Coronafall bei Obdachlosen festgestellt, wenn sie eine Notunterkunft der Stadtmission nutzen wollen – mit Schnelltests. Solche Tests gibt es im Hamburger Winternotprogramm nicht.
Anders als die Stadt Hamburg geht die Berliner Stadtmission auf Nummer sicher: Bevor Obdachlose die Notschlafstätte in der Nähe des Regierungsviertels betreten dürfen, werden sie mit Schnelltests auf eine Infektion mit dem Coronavirus untersucht. Dabei falle in der Regel mindestens ein Test pro Abend positiv aus, sagt Christian Ceconi, Chef der Berliner Stadtmission, im Podcast „Auf den Punkt“ der Süddeutschen Zeitung: „Wir haben auch schon Abende gehabt, wo wir fünf positive Tests hatten.“
In den Großunterkünften des Hamburger Winternotprogramms soll es solche Coronatests nur für die Beschäftigten geben. Sogar als Ende November eine Mitarbeiterin der Einrichtung in der Friesenstraße erst erkältet an einer Sitzung teilgenommen hatte und später positiv auf SARS-CoV2 getestet wurde, veranlasste das Gesundheitsamt für die Bewohner*innen weder Coronatests noch Quarantäne. Lediglich die Neuaufnahme von Obdachlosen war kurzzeitig durch den Betreiber fördern & wohnen ausgesetzt worden – als freiwillige Vorsichtsmaßnahme.
In den Hamburger Notunterkünften werden die Obdachlosen in Zwei- und Dreibettzimmern untergebracht, die sie tagsüber verlassen müssen. Am Tage können sie sich in einer neuen Tagesaufenthaltsstätte am Haupbahnhof aufwärmen, der Markthalle. Insgesamt dürfen sich hier bis zu 200 Menschen gleichzeitig aufhalten – was der Sozial- und Gesundheitsbehörde Kritik aus der Opposition einbrachte. Und aus der Wissenschaft: „Wenn so viele potenziell immungeschwächte Menschen im momentanen Pandemiegeschehen dicht aufeinanderleben, ist das ein Rezept für ein Desaster“, sagt der Gießener Virologe Friedemann Weber in der Dezember-Ausgabe von Hinz&Kunzt.