Hamburg baut zu wenige günstige Wohnungen, kritisiert das Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik. Sprecher Tobias Behrens fordert, dass jede zweite Wohnung im Neubau eine Sozialwohnung werden sollte.
Obwohl der Senat in den vergangenen Jahren die Wohnungsbauzahlen deutlich in die Höhe getrieben hat, fällt die Zwischenbilanz des Bündnisses um Diakonie, Caritas, Stattbau und Mieter helfen Mietern ernüchternd aus. Ein Jahr nach der Präsentation des Senat-Programms zur Bekämpfung der Wohnungsnot, sei die Zahl der unversorgt gebliebenen anerkannten Wohnungsnotfälle nicht gesunken, sondern vielmehr um 1502 Haushalte gestiegen.
Das Kernproblem ist, dass es zu wenige Sozialwohnungen in Hamburg gibt. „52 Prozent der Hamburger haben Anspruch auf eine Sozialwohnung“, sagt Tobias Behrens von Stattbau Hamburg. „Daher müssten bei Neubauten nicht nur zu einem Drittel, sondern mindestens zur Hälfte Sozialwohnungen entstehen.“
Dass es zu wenige Sozialwohnungen gibt, ist vor allem problematisch für Menschen, die sowieso schon Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt haben. Das Ausmaß wird deutlich, wenn man die Gesamtzahl betrachtet: Ende 2016 gab es knapp 9500 Haushalte, die keinen Platz in einer Sozialwohnung finden, obwohl sie sogar einen Dringlichkeitsschein besitzen. Denn nur ein Teil der Sozialwohnungen im Hamburger Stadtgebiet ist mit einer sogenannten WA-Bindung belegt. Diese Wohnungen sind extra für vordringlich Wohnungssuchende vorgesehen. Also für Menschen mit einem Dringlichkeitsschein, die in besonderer Not sind.
Umsteuern könnte der Senat nicht nur durch Neubauten, sondern auch im Bestand: Wenn man künftig jede zweite freiwerdende Sozialwohnung an vordringlich wohnungssuchende Haushalte vergibt, könnten allein dadurch jedes Jahr 1200 Menschen in Not mit einer Wohnung versorgt werden. Auch die Saga sollte ihre Versorgungspflicht erhöhen, damit künftig 4500 statt 2000 Neuvermietung an vordringlich Wohnungssuchende gehen – 2000 davon speziell an wohnungslose Haushalte.
„Entscheidend ist der politische Wille des Senats, die Sorgen und Nöte derjenigen, die am meisten Hilfe benötigen, auch wirklich ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln“, sagt Gabi Brasch, Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg. „Nicht zuletzt die Bundestagswahl hat gezeigt, wie wichtig eine gute Sozial- und Wohnungspolitik für die Akzeptanz unserer Demokratie sind. Wir möchten, dass Hamburg eine Stadt wird, die allen ihren Bewohnern ein Leben in Würde und Sicherheit ermöglicht. Eine eigene Wohnung ist dafür die zentrale Voraussetzung.“