Gut sieben Monate nach Einführung des Teilhabechancengesetzes schlägt die Linksfraktion Alarm: In keinem Bundesland seien so wenig Jobs für Langzeitarbeitslose entstanden wie in Hamburg. Das Jobcenter widerspricht.
Hamburg ist Schlusslicht beim sozialen Arbeitsmarkt: Diesen Vorwurf erhebt die Linksfraktion in der Bürgerschaft mit Bezug auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach sind mithilfe des neuen Teilhabechancengesetzes erst 383 Jobs für Langzeitarbeitslose in der Stadt geschaffen worden. Andere Bundesländer stehen deutlich besser da: So hat zum Beispiel Thüringen bereits 1317 Arbeitsplätze durch das neue Programm geschaffen. „Warum schafft Thüringen es, bei vergleichbaren Eckdaten des Arbeitsmarkts bereits jetzt über 1000 Teilhabestellen zu haben!?“, fragt deshalb Carola Ensslen, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft und fordert: „Der Senat müsste deutlich mehr Geld in die Hand nehmen.“
In der August-Ausgabe
Dirk Heyden, Geschäftsführer des Jobcenters Hamburg, weist die Kritik gegenüber Hinz&Kunzt zurück: Aufgrund der „erheblichen Strukturunterschiede“ sei ein Vergleich zwischen einem Flächenland wie Thüringen und einem Stadtstaat wie Hamburg „nicht sinnvoll“. Zudem seien die von der Linken angeführten Zahlen „unvollständig“, denn es gebe in Hamburg noch andere ähnliche Förderprogramme: 227 ehemals Langzeitarbeitslose in Hamburg würden vom Modell Förderung von Arbeitsverhältnissen (FAV) profitieren, 298 vom Sonderprogramm STAFFEL. Somit gingen in der Hansestadt insgesamt 886 vormals Langzeitarbeitslose geförderter sozialversicherungspflichtiger Arbeit nach.
In anderen Bundesländern, so Heyden, würden die beiden Programme „nicht oder nicht in diesem Umfang“ genutzt. Tatsächlich werden in Thüringen nur 86 Langzeitarbeitslose über FAV gefördert, STAFFEL-Stellen gibt es dort nicht. Beide Programme laufen jedoch zum Jahresende aus, weshalb Hamburger Sozialbetriebe mehr Engagement von Jobcenter und Senat fordern. Heyden erklärte, sein Ziel seien 600 mithilfe des neuen Gesetzes geförderte Jobs bis Ende diesen Jahres und weitere 400 in 2020.